Grünes Licht für STN-Übernahme

■ Kartellamt stimmte Verkauf zu: Rheinmetall übernimmt Ruder bei STN Atlas Elektronik / Wehrtechnik-Konkurrenten beteiligt

Die siebenmonatige Hängepartie für die fast 4.800 MitarbeiterInnen von STN Atlas Elektronik ist zu Ende. Das Bundeskartellamt hat die 550 Millionen Mark teure Übernahme der ehemaligen Vulkan-Tochter durch ein Konsortium aus Rheinmetall, British Aerospace und Badenwerke genehmigt. Der Düsseldorfer Konzern darf nun die Zügel in der Bremer Elektronik- und Rüstungsschmiede übernehmen. In den nächsten Tagen sollen die zugesagten 250 Millionen Mark Eigenkapital an STN überwiesen werden.

Bedingung für das grüne Licht der Berliner Wettbewerbshüter ist die Ausgründung des STN-Produktbereichs „Fahrzeugsysteme und Flugabwehr“, der Feuerleitsysteme für Kampfpanzer und Flugabwehrgeschütze herstellt. An der neuen Firma „Elektronische Fahrzeugsysteme GmbH“werden die Rheinmetall-Konkurrenten Wegmann und Krauss Maffei ebenso mit 25 Prozent beteiligt wie Rheinmetall und British Aerospace.

Wegmann und Krauss Maffei hatten eine dominierende Stellung von Rheinmetall/STN auf dem Markt für Feuerleitsysteme befürchtet und beim Kartellamt Beschwerde eingelegt. Bei STN Atlas sei dieses bestimmte Know-How als Monopol vorhanden, so die Überzeugung von Krauss Maffei in München.“

Mit der Beteiligung sei nun für die eigene Firma freier Zugang zu diesem Wissen gewährleistet. Rheinmetall habe ein Beteiligungsangebot vorgelegt. „Schätze, daß wir es tun werden“, verlautete aus der Krauss-Maffei-Chefetage.

Die neue Gesellschaft mit 150 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 120 Millionen Mark solle ihren Sitz in Bremen behalten, auch die Zahl der Arbeitsplätze bleibe unverändert, versicherte ein Sprecher von Rheinmetall.

In der Sebaldsbrücker STN-Zentrale herrschte gestern Erleichterung: Kunden hätten die unsichere Situation des Unternehmens „unendlich ausgereizt“, um für sich gute Bedingungen herauszuhandeln. „Das war ein ganz hartes Geschäft“, so eine Mitarbeiterin.

Nachdem Rheinmetall jetzt offiziell die Führung bei STN Atlas übernehmen darf, dürfte sich das Schicksal der leitenden Angestellten in den nächsten zwei Wochen entscheiden. Sicher ist bisher nur, daß STN-Chef Hans Hoffmann seinen Stuhl zugunsten des Rheinmetall-Managers Gerhard Krischer räumen, derdann in den Aufsichtsrat von STN Atlas wechseln wird.

In Sebaldsbrück wird außerdem damit gerechnet, daß British Aerospace, die 49 Prozent der Firma übernommen hat, ebenfalls einen eigenen Vertreter in die bisher fünfköpfige Geschäftsführung entsenden wird.

Nun können die Übernehmer auch die Zukunft der Schiffselektronik in Hamburg und Bremen prüfen. Bei der Übernahme im November hatten Äußerungen von Rheinmetall-Chef Hans Brauner für Besorgnis bei der Belegschaft gesorgt, diesen Geschäftsbereich eventuell an den amerikanischen Litton-Konzern abgeben zu wollen. Joachim Fahrun