GEW hat es gar nicht eilig

■ Verhandlungen über neue Arbeitszeitmodelle vertagt

Ganz so schnell, wie es sich GEW-Landeschef Hans-Peter de Lorent vorgestellt hatte, werden Lehrer und Schulsenatorin wohl doch nicht zusammenkommen, um über neue Arbeitszeitmodelle zu verhandeln. Noch im Mai, so hatte de Lorent kürzlich gemutmaßt, könne seine Organisation gesprächsbereit sein. Doch die jüngste Landesvertreterversammlung hat diesen Termin auf November verschoben. Eventuelle Modellversuche an Schulen können somit frühestens 1996/97 beginnen.

In der Hamburger GEW-Spitze ist man über diesen Aufschub nicht nur traurig. Gilt es doch, sich gut zu überlegen, wo auch die Nachteile einer alternativen Arbeitszeitregelung liegen. Bisher ist üblich, daß Lehrer je nach Schulform zwischen 23 und 27 Stunden pro Woche unterrichten müssen – und ab Sommer eine Stunde mehr. Wieviel Zeit sie für Vorbereitung und sonstige pädagogische Arbeit aufbringen, ist nirgends geregelt.

In Dänemark gibt es dagegen eine Jahresarbeitszeit für Lehrer, die davon ausgeht, daß die Pädagogen – um die Ferien bereinigt – 38,5 Stunden pro Woche arbeiten. Anfang Mai hat Bremen als erstes Bundesland mit der dortigen GEW einen Vertrag über ein ähnliches Modell abgeschlossen. Freiwillige Versuchsschulen können zwei Jahre lang davon ausgehen, daß jeder Lehrer 1694 Stunden im Jahr arbeitet. Überstunden werden im Folgejahr ausgeglichen.

„Wir wollen bis zum Sommer erstmal den Bremer Beschluß auswerten“, sagt de Lorent. Nach den Ferien stehe eine kritische Analyse des dänischen Modells an. Denn dort gibt es Unzufriedenheit. So muß dort bis zur letzten Viertelstunde über jede Tätigkeit buchgeführt werden, was sehr aufwendig ist. Auch will die Regierung das Kontingent von außerunterrichtlichen Stunden senken, um Ressourcen zu sparen. Dabei hegt die GEW eben die Hoffnung, daß eine „quasi-tarifvertragliche Regelung“ wie in Bremen vor Pflichtstundenerhöhungen bewahrt.

Andere Dinge geraten schneller in Bewegung. So soll es bereits im September Gespräche über konkrete Entlastungen, wie die Abschaffung von Halbjahresnoten geben (taz berichtete). Auch verhandelt die GEW bereits jetzt mit dem Senatsamt für den Verwaltungsdienst über ein sogenanntes „Sabbatjahr“. In Berlin dürfen Lehrer ein Jahr bezahlt pausieren, wenn sie dafür fünf weitere Jahre auf entsprechendes Gehalt verzichten. In Hamburg könnten auf diese Weise 300 neue Lehrer eingestellt werden.

Kaija Kutter