■ Arbeiten Sie auch für wenig Geld?
: Wenn die Arbeit mir Spaß macht

Roland Deutscher, 42 J., Betonfacharbeiter

Ich bin eigentlich Betonfacharbeiter. Käme ich jetzt in meinen Beruf rein, brauchte ich nicht für einen Hungerlohn zu arbeiten. Doch auf dem Bau ist nix. Pups. Ja, wo suchste Arbeit? Gehste zur Reinigungsfirma, für 'nen Appel und 'n Ei arbeiten. Fuffzehn Mark die Stunde. Tariflohn auf'm Bau ist bei mir 28 Mark. Jetzt die Arbeit bringt nix. Damit kannste keene Familie ernähren.

Angelika Dahm-Ritzi, 37 J., Bibliotheksassistentin

Zuletzt habe ich als Bibliotheksassistin für 1.000 Mark im Monat gearbeitet. Das war für mich der Punkt, wo ich gesagt habe: Ich studiere. Ich wäre heute nicht bereit, unter meinen preislichen Forderungen zu arbeiten. Man hat sich schließlich qualifiziert. Aber der Trend geht hin zu Niedriglöhnen. Ich kenne eine Buchhändlerin, die nun für weniger Geld arbeitet, damit ihr nicht gekündigt wird.

Matthias Spittmann, 21 Jahre, Jurastudent

Ich arbeite nicht für wenig Geld. Höchstens dann, wenn mir die Arbeit Spaß macht, würde ich auch mal einen niedrigeren Lohn in Kauf nehmen. Aber ich bin halt im Moment in einer relativ glücklichen finanziellen Lage. Aber ich bin auch optimistisch, daß ich schon etwas finden werde, wo ich ein gutes Verhältnis habe zwischen dem, was ich da leisten will, und dem, was ich dafür kriege.

Ingeborg Schrenzel, 48 J., Verwaltungsangestellte

Ich würde schlechtbezahlte Jobs annehmen. Man muß flexibel sein, wenn man nicht von Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe leben will. In meiner Altersgruppe ist es aber seltener, daß Leute für wenig Lohn arbeiten. Das ist mehr ein Problem der Jugend. Es kommt wohl wie in Amerika, daß man verschiedene Jobs machen muß. Man kann sich nicht mehr auf ein Ding, das man gelernt hat, festlegen.

Manuel Staschel, 42 Jahre, Gebäudereiniger

Auf jeden Fall arbeite ich für wenig Geld. Besser, als zum Arbeitsamt zu laufen. Wenn ich mir ausrechne, was ich beim Arbeitsamt kriege, und sehe, daß ich für zehn oder zwölf Mark arbeiten kann, dann arbeite ich doch lieber. Ich muß ja an meine Rente denken, die Jahre zählen ja. Bleibt einem gar nichts weiter übrig, als auch für wenig Geld zu arbeiten.Irgendwie muß man ja über die Runden kommen.

Brigitte Schwarz, 48 Jahre, Hausfrau

Natürlich würde ich eine schlechtbezahlte Arbeit annehmen. Die Mieten gehen runter, alles wird billiger. Unser Standard ist nicht mehr zu halten. Die Löhne bisher waren einfach überzogen. Wenn eine Putzfrau 20 Mark bekommt, ist das doch Wahnsinn. Da muß man sich halt umschauen. Hauptsache, die Leute kommen von der Stütze weg. Denn das macht unseren Staat ja kaputt.

Umfrage: Gudula Hörr

Fotos: Nino Rezende