Sind Sie glücklich?
: „Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein“

■ 11 Uhr, Alexanderplatz. Doch im Moment machen Yves Mittelstädt zwei Dinge unglücklich: Er muß zur Love Parade arbeiten, und Urlaubsflüge sind ausgebucht

„Sind Sie glücklich?“ will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Alexanderplatz und dem Wittenbergplatz um.

Der angehende 19jährige Einzelhandelskaufmann Yves Mittelstädt: Zur Zeit kann mich so ziemlich gar nichts glücklich machen, weil ich zur Love Parade arbeiten muß. Wo ich arbeite, verkaufen wir Street- und Clubwear, also Kleider für die Leute, die da ankommen. Aber eigentlich bin ich ja glücklich, weil ich eine vernünftige Frau habe. Mit ihr stimmt einfach alles. Mit ihr kann ich mich über alles unterhalten, auch worüber ich mir Gedanken mache. Zuletzt über Kumpels

Yves Mittelstädt

oder ehemalige Kumpels, die sozial abgerutscht sind durch extreme Sachen, die auf der Love Parade viel konsumiert werden.

Ich brauche nicht viel, um glücklich zu sein. Ich bin schon glücklich, wenn ich gut aufgestanden bin und ausgeschlafen habe. Wenn ich frei habe, genieße ich das Leben, lege mich einfach in die Sonne und gammele den ganzen Tag nur rum. Ich höre dann Musik, sitze mit einem Kumpel irgendwo auf der Terrasse.

Ich wechsle immer zwischen HipHop und Techno, weil: Techno kann ich mir nicht die ganze Zeit anhören. Jetzt höre ich mehr HipHop, weil dort, wo ich arbeite, den ganzen Tag nur Techno läuft. Meine Freundin und ich wollen jetzt in Urlaub fahren, irgendwohin, wo es schön warm ist, mit Palmen, Strand und Wasser, wo kein Mensch ist. Doch im Moment scheint alles gegen mich zu laufen. Alle Flüge sind ausgebucht. Ich kann verstehen, daß alle weg wollen.

Mich stört, daß hier alle Menschen mit dem Blick nach unten durch die Gegend laufen. Alle sind extrem mißtrauisch. Wenn man jemand einfach so anquatscht, glaubt der gleich, du willst ihn überfallen.

Barbara Bollwahn

Morgen stehen wir auf dem Wittenbergplatz