Nur die DJK kann sie stoppen

Nach der ersten Trainingswoche tut Neuzugang Giovane Elber „mein Auge weh“: Alles ist anders beim FC Bayern München – vor allem größer  ■ Von Nina Klöckner

München (taz) – Michael Tarnat hat es schon gemerkt, Thorsten Fink auch. Selbst Giovane Elber weiß Bescheid, nach nicht einmal einer Woche. Alles, einfach alles ist anders beim FC Bayern. Zum ersten offiziellen Fototermin erschienen an der Säbener Straße so viele Journalisten und Fotografen, daß Elber noch nach Stunden „mein Auge weh tut“. So was hat es in Stuttgart nicht gegeben. Und in Karlsruhe natürlich erst recht nicht. Da hat höchstens „eine Zeitung und vielleicht mal Bild“ beim Training zugesehen, berichtet Tarnat.

Aber Mitleid hat deswegen keiner mit den Neuen. Wer zum FC Bayern wechselt, weiß, worauf er sich einläßt, spätestens seit Otto Rehhagel in den weiten Süden gelobt und bald darauf wieder davongejagt wurde. Um eventuellen Mißverständnissen vorzubeugen, gab das Präsidium diesmal schon auf der Saisoneröffnungspressekonferenz in dieser Woche klare Ziele vor. „Meister zu werden ist wichtiger, als in der Champions League auf Losglück zu hoffen“, sagte Manager Uli Hoeneß. Und: „In der Bundesliga gibt es 34 Spieltage, das ist kalkulierbar.“ Trotzdem wollen sie natürlich auch in Europa ganz vorne mitmischen.

Kein Problem, geht es nach Giovanni Trappatoni. Der glaubt nämlich, daß er in der neuen Saison die „beste Gruppe“ trainieren darf, die ihm sein Verein bisher vorgesetzt hat. Die wichtigsten Einkäufe sind abgeschlossen. Zum großen Glück fehlt nur noch Bixente Lizarazu. Der Franzose übt zwar seit zwei Tagen fleißig bei den Bayern mit, aber bisher will ihn sein Verein Athletic Bilbao noch nicht ganz hergeben. Aber auch das glaubt Hoeneß noch zu schaffen, mit einer Überweisung über 7,5 Millionen Mark und freundlicher Unterstützung des Weltverbandes Fifa.

Das größte Problem bleibt demnach der Name. Spricht man ihn nun Lizarazu oder Lizarazü oder wie? „Scheißegal“, sagte Hoeneß kürzlich im Fernsehen, „Hauptsache, er kann kicken.“

Es wird also mal wieder alles gut beim FC Bayern. Lothar Matthäus hat keine Zeit mehr zu schreiben, weil er wieder täglich Fußball spielen muß. Giovane Elber will bei seinem neuen Arbeitgeber viele Tore schießen, um sich endlich für die brasilianische Nationalmannschaft zu empfehlen. Das erste hat er bereits erzielt, am Mittwoch beim 2:1-Testsieg beim 1. FC Magdeburg. Die Herren Fink und Tarnat wollen erst einmal brav um einen Stammplatz kämpfen, auch wenn Fink schon einen Gruß an unbestimmte Adresse losschickte: „Über unsere Verpflichtung sollen sich diejenigen Gedanken machen, die vorher auf diesen Positionen gespielt haben.“

Und was sagt eigentlich Franz Beckenbauer? Er wünscht sich die „Titelverteidigung“ und ansonsten ein „ruhigeres Leben“, weil die letzten Wochen doch sehr anstrengend gewesen seien. „Die Quatschküche hat gut funktioniert“, sagte er. Bis auf die andere Seite des Globus. „Wenn bei uns ein Spieler Bauchweh hat, interessiert das sogar in Hongkong.“ Halb so wild, am wichtigsten sei die Erkenntnis, „daß sich die Spieler selbst nicht so wichtig nehmen“.

Dabei ist es doch genau das, womit der FC Bayern so gerne angibt: Ein Klub von Weltformat zu sein. Größer, besser, beliebter als alle anderen. Demnächst wird Deutschlands größte Fußball-Familie 65.000 Mitglieder haben. Zum Trainingsauftakt präsentieren sich zahlreiche neue Sponsoren, darunter zwei Brauereien, was besonders Mario Basler freuen dürfte, weil er jetzt in offizieller Mission mit dem Bierglas posen darf. Das erste Heimspiel gegen Kaiserslautern ist bereits ausverkauft, bei 20.000 Dauerkarten wurde der Verkauf gestoppt, „weil wir sonst niemanden mehr ins Stadion lassen können“ (Hoeneß). Dafür haben die unzähligen Fan- Shops bereits 350.000 der neuen blau-roten Jerseys verkauft, bevor die Saison überhaupt losgeht.

Und nächste Woche ist man auf Sponsors Geheiß wieder mal zum Üben im Osten. Diesmal dürfen die Menschen in und um Waren/ Müritz (Mecklenburg-Vorpommern) den Münchnern ihre Huldigungen darbringen. Dreimal kann man die Profis sogar beim Spielen erleben, gegen den 1. FSV Schwerin (14. Juli), den Greifswalder SC (16. Juli) und den FC Sachsen Leipzig (18. Juli).

Jetzt ist aber schon klar, daß die Bayern eigentlich nur einer aufhalten kann. Landesligist DJK Waldberg. Auf den trifft der deutsche Meister in der ersten Runde des DFB-Pokals. Und mit den kleinsten Aufgaben haben die Bayern ja bekanntlich die größten Probleme.