Kopfschuß für einen zwölfjährigen Palästinenser

■ Über 20 Verletzte bei Straßenschlachten mit israelischen Soldaten in Hebron

Hebron (AP/rtr/AFP) – Etwa 150 Palästinenser haben sich gestern in Hebron im Westjordanland erneut Straßenschlachten mit israelischen Soldaten geliefert. Israelische Soldaten feuerten mit Hartgummi ummantelte Stahlgeschosse auf die Protestierenden. Dabei wurden mindestens 22 Palästinenser verletzt. Ein zwölfjähriger Junge wurde am Kopf getroffen und schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht. Ärzte bezeichneten seinen Zustand als ernst.

Palästinenser verbrannten israelische Flaggen und Autoreifen. Sie warfen mit Steinen, Brandsätzen und zwei selbstgebastelten Rohrbomben. Nach Angaben einer Sprecherin der israelischen Armee wurden dabei zwei Soldaten leicht verletzt. Tags zuvor hatten israelische Truppen in der Stadt die Schließung Hunderter arabischer Geschäfte erzwungen, nachdem Schüsse auf die Häuser jüdischer Siedler abgefeuert worden waren. Die Unruhen halten bereits seit mehr als einer Woche an. Bisher wurden dabei 250 Palästinensern und 18 israelische Soldaten verletzt.

Unterdessen erklärte der ägyptische Außenminister Amr Mussa die Initiative seines Landes für gescheitert, die Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern wieder in Gang zu bringen. „Es hat keinen Fortschritt gegeben, und die israelische Regierung hat sich nicht von ihren Positionen fortbewegt“, sagte Mussa in einem gestern veröffentlichten Interview der israelischen Tageszeitung Haaretz. Alle Bemühungen in den vergangenen sechs Wochen, den Friedensprozeß neu zu beleben, hätten keinerlei Früchte getragen. „Und dann wundert sich die israelische Regierung über die Spannungen in Hebron, für die sie doch selbst verantwortlich ist“, kritisierte der Minister.

Die UN-Vollversammlung in New York will am kommenden Dienstag in einer Sondersitzung über eine Resolution gegen die israelische Siedlungspolitik beraten. Die Vorlage war von der Gruppe der arabischen Staaten eingebracht worden und sieht wirtschaftliche Sanktionen vor. Die UN-Vollversammlung will die Weigerung Israels diskutieren, seine Siedlungspolitik zu ändern. Die Entscheidungen des Gremiums sind rechtlich nicht bindend.