Klagen für Gourmets

■ Abseits der Klischees: Das Roma-Ensemble Ando Drom spielte in Syke auf

Abseits der Klischees von ungarischer Zigeunermusik mit schluchzenden Geigen und feurigen Csárdás-Tänzen bewegen sich die Klänge, die die Budapester Gruppe Ando Drom auf die Bühne zaubert. Wunderschön traurig klingende Lieder in getragenem Tempo mit polyphonen Vokalharmonien, begleitet von Gitarre und Mandoline, Holzlöffeln und einer Wasserkanne als Perkussionsinstrumente, kennzeichnen die „loki gili“, die langsamen Lieder der ungarischen Roma. Mit den „khelemski gili“, den sich im Tempo immer weiter steigernden schnellen Tanzliedern, bilden sie die Spezialität des ungarischen Quintetts.

Diese alten Lieder handeln oft von sehnsüchtiger Liebe oder gebrochenen Herzen, thematisieren aber auch die Probleme von Armut und Marginalisierung. Im Mittelpunkt der Musik steht die Stimme, und die Stimme, die im Mittelpunkt Ando Droms steht, gehört Mónika Juhász Miczura, genannt Mitsou. Welche Töne die junge, schmächtige Sängerin am Freitag abend ihrer Kehle entlockte war fulminant. Ihr heller, kehliger Gesang besonders in den loki gili hatte eine buchstäblich zu Herzen gehende Kraft und Emotionalität. Wohl selten vermag eine Sängerin Gefühle wie Sehnsucht oder Schmerz so eindrucksvoll im Gesang widerzuspiegeln.

Dabei lag der besondere Charme des Gesangs gerade in der unausgebildeten Stimmführung mit ihren kleinen Brüchen und leichten Tonschwankungen. Häufig erhob sich Mitsous fantastische Stimme über den dunklen, rauhen Gesangsharmonien von Goima und Anti Kovács sowie Jenö Zásig. Während Zásig neben seinem Chorgesang an der Mandoline für die rhythmische Grundlage sorgte übernahm Goima Kovács hin und wieder die männliche Leadstimme.

Auch er sang mit Emphase und einer gutturalen Modulation, die die Verwandschaft mit dem rauhen Cante Jondo der spanischen Tsiganes erahnen ließ. Darüber hinaus trug er mit seinen Tanzeinlagen zur besonderen Unterhaltung des Publikums bei. Die rhythmischen Akzente setzte Janos Lakatos auf der Wasserkanne, der er, auf die Öffnung schlagend, baß-ähnliche Klänge entlockte, und mit kurzen Anfeuerungslauten. Diese besonders in den schnelleren Tänzen zur rasanten Steigerung des Tempos eingesetzten Laute sind typisch für die einfach instrumentierte Vokalmusik der ungarischen Roma.

Mit dem kleinen Ungarn-Special haben die VeranstalterInnen vom Verein „Jazz Folk Klassik“einmal mehr ein goldenes Händchen bewiesen. Die ZuhörerInnen im gut besuchten Saal der Kreissparkasse Syke dankten es der hervorragenden Gruppe und damit indirekt auch den VeranstalterInnen mit begeistertem Applaus. Arnaud