NF-Bank legt sich mit Geld-Giganten an

■ Dresdner Bank soll faule Anlage-Geschäfte mit Camping-Parzellen an kleine Kreditinstitute abgewälzt haben: Nun fordert die Bremer Nordfinanz-Bank 13 Millionen Mark Schadenersatz

Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, das gilt gerade im Bank-Gewerbe. Doch wenn es um Millionen geht, hört die Freundschaft auf. Jetzt klagt die Bremer Nordfinanz-Bank gegen die mächtige Dresdner Bank in Frankfurt. Es geht um Betrug und 13 Millionen Mark.

Nach Meinung der NF-Bank, bekannt durch ihre prominenten Eigentümer, Bremens CDU-Senatoren Ulrich Nölle und Ralf Borttscheller, haben Mitarbeiter der Dresdner Bank versucht, faule Kredite aus betrügerischen Geldanlagen für wertlose Campingplatzparzellen auf kleine Banken abzuwälzen. Die NF-Bank hat den Großteil des Schadens für ihre Kunden übernommen, nun sollen die Frankfurter die Kosten dafür tragen. „Wir verlangen vollständige Aufklärung“, sagt Vorstandssprecher Hans-Jörg Kern.

Hinter dem Streit steckt ein bundesweiter Betrugsfall mit einem Gesamtschaden von 200 Millionen Mark: Mindestens 5.000 Menschen kauften hauptsächlich in Ostwestfalen scheinbar lukrative, aber in Wirklichkeit fast wertlose Camping-Stellplätze von der Firma „Fundus“. Sie erwarben damit jedoch keine tatsächlichen, sondern nur „ideelle“Anteile. Die gutgläubigen Anleger investierten zumeist 29.000 Mark über Lebensversicherungen.

Die vollkommen maroden Campingplätze, die zum Teil nicht einmal 700.000 Mark wert waren, wurden willkürlich mal in 199, mal in 466 Parzellen (je nach Größe des Platzes) zerlegt und danach über Drücker der Bielefelder Firma CAS als „gewinnbringende Anlage“für mehr als drei Millionen Mark an übertölpelte Anleger verscherbelt. 20 Campingplätze hat „Fundus“mit Hilfe der Dresdner Bank auf diese Weise vermarktet. Die Bottroper Direktoren der Dresdner Bank, Helmut Busch und Dirk Meier, Freunde des „Fundus“-Chefs Walter Lohmann, stellten sämtliche Anschubkredite für das Schneeballsystem des Betrügers zur Verfügung.

Es war offenbar ein wunderbares Geschäft mit den Lebensversicherungen: Allein der kürzlich verhaftete Helmut Busch und seine Ehefrau Hannelore sollen für ihre Hilfe mindestens 2,7 Millionen Mark Schmiergeld erhalten haben. Das belegen interne Unterlagen der Dresdner Bank, und das sagte auch der inzwischen inhaftierte „Fundus“-Chef Lohmann vor Gericht in Bielefeld aus. An der ganzen Geschichte waren aber wahrscheinlich fünf Direktoren der „Dresdner“beteiligt. Die Klage der Betroffenen richte sich auch gegen deren Vorgesetzte, sagt der Rechtsanwalt Heinz Gussen.

„Fundus“war – schon bevor die Sache aufflog – nicht nur pleite und hochverschuldet, sondern von einer Gruppe von Anwälten im Raum Bielefeld längst enttarnt. Der Dresdner-Bank-Direktor Busch versuchte nun mit seinen Komplizen, das Problem auf kleinere Banken abzuwälzen und sie in das Geschäft hineinzuziehen. Er wollte die Firma Fundus, die ihm ein Luxusleben ermöglicht hatte, erhalten und die drohenden Verluste für die Dresdner Bank kaschieren.

Die Bremer Nordfinanzbank ist nur eine jener betroffenen kleinen Banken, die offenbar ohne gründliche Prüfung der Campingplätze und im Vertrauen auf das Engagement der Dresdner Bank eingestiegen waren. Nun steckt die NF-Bank mit 500 Krediten in der Sache. Den Großteil dessen, was die Leute für die wertlosen Camping-Platzparzellen bezahlt hatten, hat die NF-Bank ihren Kunden aber bereits zurückerstattet. Jetzt klagt sie den Verlust von 13 Millionen Mark bei der Dresdner Bank ein.

Diese Summe ist für die Großbank wohl „Peanuts“, aber insgesamt wurden im Fundus-Skandal mehr als 5.000 Menschen um rund 200 Millionen Mark geprellt. Da-runter eine Ärztin, die ihre Praxis aufgeben mußte und ein Postbote mit fünf Kindern, der jetzt nicht mehr weiß, wie er über die Runden kommen soll. Beide leben heute von Sozialhilfe. Fritz Hansmann