Positive Entwicklung

■ Durch ein 2:0 gegen Italien holen die deutschen Fußballerinnen den EM-Titel

Oslo (dpa/taz) – Am Samstag um 18.00 Uhr humpelte die verletzte Spielführerin Martina Voss auf Krücken die Stufen zur Ehrentribüne des Ullevaal-Stadions hinauf, empfing aus den Händen des norwegischen Kronprinzen Haakon die Goldmedaille und reckte überglücklich als erste der deutschen Fußball-Europameisterinnen den Silberpokal in die Höhe. Mit einem 2:0 (1:0)-Sieg gegen Italien hatte die DFB-Auswahl der Frauen den vierten EM-Titel nach 1989, 1991 und 1995 gewonnen. „Der Erfolg dieser jungen Mannschaft läßt für die Zukunft einiges erhoffen und schlägt hoffentlich auf viele Mädchen in Deutschland zurück. Es ist doch ein Ziel, einmal von einem echten Prinzen ausgezeichnet zu werden“, erklärte gewohnt salbungsvoll DFB-Präsident Egidius Braun und offenbarte damit nebenbei, welch merkwürdigen Zielen und Träumen führende Fußball-Funktionäre heutzutage so nachhängen.

Der Erfolg ist besonders erstaunlich, weil das Frauen-Nationalteam einen gravierenden Umbruch hinter sich hat und mit einem Durchschnittsalter von 22,5 Jahren die jüngste Auswahl der EM darstellte. Nach dem fünften Olympia-Platz von Atlanta hatte Tina Theune-Meyer (43) die Nachfolge von Gero Bisanz angetreten und einige Teenager eingebaut, die noch lange in der U 20-Auswahl spielen dürften. Die Elf, die am Samstag den Titel bei der umgerechnet 2,6 Millionen Mark teuren Veranstaltung holte, sollte eigentlich erst zur WM 1999 in den USA und Olympia 2000 in Sydney richtig in Schwung sein. „Ich bin überglücklich, aber auch überrascht, daß wir es geschafft haben“, freute sich Theune-Meyer über den Sieg, den Tore von Sandra Minnert (23.) und Birgit Prinz (50.) gegen die schwachen Italienerinnen, bei denen vor allem Torjägerin Morace enttäuschte, sichergestellt hatten.

Auch die Zukunft sieht die Bundestrainerin optimistisch. „Die Entwicklung ist positiv. Andere Nationen holen auf, die Spitze ist breiter geworden“, meinte sie. Negativ hatte sich das frühe Aus der Gastgeberinnen Norwegen und Schweden auf die Zuschauerzahlen ausgewirkt. Insgesamt besuchten nur 36.759 Menschen die 15 Spiele.