Bombenanschlag auf einem Markt in Algier

■ Mindestens 21 Menschen vor Bekanntgabe des Kommunalwahltermins getötet

Algier/Berlin (AFP/taz) – Kurz vor Bekanntgabe des Termins für die Kommunalwahlen wird Algerien von einer neuen Welle der Gewalt erschüttert. Bei einem Bombenanschlag in der Hauptstadt Algier wurden gestern nach Angaben von Militärs mindestens 21 Menschen getötet und 40 weitere verletzt. Der Sprengsatz explodierte auf einem Wochenmarkt in einem östlichen Vorort von Algier. Am Wochenende waren erneut Massaker an Zivilisten verübt worden. Zeitungsberichten zufolge wurden in der Region Medea südlich von Algier mindestens 44 Dorfbewohnern die Kehle durchgeschnitten. Hinter den gewaltsamen Übergriffen werden militante Islamisten vermutet. Zu den Gewalttaten bekannte sich zunächst niemand.

Der Anschlag auf dem Markt des Vororts Baraki war der schwerste seit Februar. Augenzeugen zufolge war der Sprengsatz in einer Tasche versteckt, die in der Menge abgestellt worden war. Nach der Explosion habe es eine unbeschreibliche Panik gegeben, als die Überlebenden aus Angst vor weiteren Bomben flüchteten.

Bei einem Massaker in der Region von Medea wurden in der Nacht zum Sonntag 33 Menschen mit Äxten und Messern niedergemetzelt. Die Täter hätten außerdem 21 junge Frauen verschleppt. Insgesamt wurden von Donnerstag bis Sonntag 82 Menschen durch Gewalttaten getötet. Damit ist die Zahl der Menschen, die seit dem Amtsantritt der neuen Regierung Anfang Juni ermordet wurde, auf etwa 350 gestiegen. Dem seit fünf Jahren andauernden Bürgerkrieg sind bislang mindestens 60.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Der Konflikt hatte begonnen, als im Dezember 1991 Militärs und Kader der ehemaligen Einheitspartei Nationale Befreiungsfront (FNL) die ersten freien Wahlen des Landes nach dem ersten Wahlgang abbrachen. Grund: Es zeichnete sich ein Erdrutschsieg der Islamischen Heilsfront (FIS) ab. Die FIS wurde verboten, ihre Anhänger in Lagern in der Wüste interniert.