Himalaya in Bremen-Horn

■ Visionen für Neukonzeption des Rhododendron Parks / Kostenpunkt: nur 40 Millionen Mark

Viele BremerInnen kennen ihren eigenen „Rhododendron-Park“in Bremen Horn nicht. Das soll jetzt anders werden. Umweltsenatorin Tine Wischer präsentierte ihre Vision vom „Rhododendron-Park 2000“mit blanken Augen der Öffentlichkeit. Der alte Park in Horn soll saniert, erweitert und aufgemöbelt werden. Blickfang auf dem zehn Hektar großen Erweiterungsfeld ist eine von innen begehbare Glas-Stahlkugel. Dreißig Meter im Durchmesser und fünfzehn Meter hoch scheint sie in einem See zu schwimmen. In ihrem Bauch soll eine Erlebnislandschaft mit exotischen Rhododendronsträuchern entstehen. Das Ganze wird getragen von einem unteridisch zu erreichenden Informationsterminal. Zur Zeit werden die Kosten für den Aus- und Neubau auf 40 Millionen Mark geschätzt. Wo das Geld herkommen soll, ist unklar. „Ich will die Kugel“, begeistert sich dennoch die Senatorin.

Michael Werbeck, Leiter des Projektes, bezeichnet die derzeitige Wildpflanzensammlung des Parks als botanischen Sockel der Neukonzeption. „Von ca. 1.000 Wildarten haben wir in Bremen 680. Das ist einmalig in der Welt,“sagt Werbeck. Obwohl Wildrhododendron in seinen Heimatländern in der Himalayaregion streng geschützt ist, hofft er, weitere Pflanzen nach Bremen bringen zu können. Schon jetzt sind wertvolle Pflanzen in Gewächshäusern untergebracht. Zusätzlich zu Glaskugel und Infoterminal sind ein Restaurant, Seminarräume und die Neugestaltung der alten Gewächshäuser geplant. Gerade Nicht-Expertinnen der auf deutsch schlicht Alpenrose gerufenen Pflanze sollen so in Bremens stillen Blumenwinkel gelockt werden.

Die botanische Schau- und Erlebnislandschaft wird eng mit dem Marketingkonzept Bremens verknüpft. Dazu soll der Park als dezentrales Projekt für die Expo 2000 in Hannover angemeldet werden; dies erklärte Michael Goebel von der Hanseatischen VeranstaltungsGesellschaft (HVG). „Die internationale Anerkennung der jetzigen Rhododendronsammlung bei Fachleuten müssen wir ausbauen und für die Allgemeinheit attraktiv machen“, so seine Forderung.

Im Moment ist die Begeisterung größer als die konkreten Vorstellungen. Projektleiter Michael Werbeck sieht Sichtachsen auf die Blumenkugel weisen, wo jetzt noch Eichen und Eschen stehen. „Die kommen eben weg,“schwärmt er. Berndt-Arnold Crome, Präsident der Deutschen Rhododendrongesellschaft, wünscht sich eine künstliche Himalaya-schlucht in der Kugel, als typische Urlandschaft für Rhododendron. Die Gesellschaft aus Fachleuten, Händlern und Rhododendronzüchtern ist seit langem Förderin des alten Parks. Goebel hört schon das Eintrittsgeld der sich durch die Kugel drängelnden Touristenmassen klingeln. Nach Fertigstellung aller Arbeiten werden auch BremerInnen für einen Besuch der Pflanzenkugel in die Tasche greifen müssen.

Ganz aufgeregt sind einige Horner Bürger. Sollte ihnen ein direkter Zugang zum neuen Park in Form einer Brücke gebaut werden, signalisierten sie, würden sie vielleicht den neuen Park mitsponsern.

Probleme bereiten den Planern nicht nur die Naturschutzbestimmungen der Herkunftsländer von Wildpflanzen. Rhododendron braucht ein schattiges und sehr feuchtes Klima zum Gedeihen. Wie dieses Klima in einer Glaskugel zu erzeugen ist, bereitet Kopfschmerzen. Und ob eine solche Kugel zu diesem Zweck überhaupt konstruierbar ist, muß auch erst noch geklärt werden. schuh