Make love, not waste!

■ betr.: „Hoch lebe die Pappnase!“ von Hannes Koch, taz vom 12./13.7. 97

Der tageszeitung (taz) ist das Wichtigste entgangen: Der BUND setzt sich vehement für eine Love Parade ein, in der die Raver die Chance bekommen, ausgelassen zu feiern, ohne dabei die Umwelt zerstören zu müssen: Hunderttausende junger Europäer kommen nach Berlin, um das Lebensgefühl der Zukunft zu zelebrieren. [...]

Und was bekommen sie geboten? Ein Veranstaltungskonzept, das sich kein Provinznest der Republik mehr leisten könnte: Es gibt kein Müllvermeidungskonzept.

Anders als noch 1996 haben Regitz und Co. sich aus dem Pfandsystem komplett davongestohlen. Wer Durst hat, wird gezwungen, aus Dosenmüll zu trinken. Für mitgebrachte Glasbehälter gibt es diesmal keine Container auf der Straße: Leute, donnert allen Müll auf den Asphalt.

„Müllvermeidung ist out“, ist die Botschaft, Dr. Motte läßt die Wohlstandsexkremente in die Müllverbrennung fegen. Und schon spricht die Euphemismus- Fabrik von Alba/BSR von der „Wertstoffparade“ (megacool!).

Und war noch was? Ja, richtig: Wer gerne feiert, aber Müllberge megaout findet, wird von der taz- Spürnase als „Pappnase“ oder „Nachwuchspreuße“ geoutet. Eine überzeugende Antwort, warum auf dem Kulturerbe des historischen Tiergartens Hunderttausende Liter Urin niedergehen und damit unzählige Bäume hinsiechen müssen und nicht etwa für eine Love Parade auf dem Flughafen Tempelhof ausreichend Toilettenhäuschen aufgestellt werden, bleiben die Veranstalter schuldig.

Insider wissen: TV-Bilder vom prominenten Brandenburger Tor verkauft Planetcom einfach teurer als vom Flughafen.

[...] Stefan Bundscherer, BUND- Landesgeschäftsführer

Eine Demonstration dient nicht dem Geldverdienen; die Love Parade ist daher keine Demonstration, so lautet der ursprüngliche Vorwurf gegen die Love Parade. Der Etikettenschwindel dient einzig der Gewinnmaximierung. Das unterscheidet diese Privatveranstaltung vom rheinischen Karneval! Sollte der Autor Hannes Koch den Unterschied zwischen Kommerz und Politik nicht kennen, so möge er doch bei der taz nachfragen: Die hat schließlich auch einen „politischen Abo-Preis“. Henning Strodthoff