„Empörungsfähig geblieben“

Mit einer Ausstellung würdigt die Gedenkstätte Deutscher Widerstand Georg Elser als „konsequentesten Gegner des Nationalsozialismus“  ■ Von Thekla Dannenberg

Vor zwei Jahren, zum 50. Jahrestag des Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944, war allein seine Erwähnung noch einen Skandal wert. Einen Kommunisten wollten die Nachfahren der Stauffenbergs nicht in ihren exklusiven Kreis aufgenommen sehen. Das hat sich verändert: Heute eröffnet die Gedenkstätte Deutscher Widerstand eine Sonderausstellung, in der sie den Kommunisten Georg Elser als den „konsequentesten Gegner der NS-Diktatur“ würdigt.

Viel gibt es nicht mehr, was von Elser ausgestellt werden kann. Seine Zither, eine selbstgebaute Spieluhr für seine Geliebte, einige Fotos. Auf schrägen, wackelig wirkenden Stelltafeln wird Elsers Leben präsentiert – insbesondere das Attentat, schließlich seine Festnahme und Inhaftierung: seine Aufrichtigkeit in einer aus den Fugen geratenen Welt.

Elser hatte 1938 beschlossen, Hitler zu töten. Als Gegner des Nationalsozialismus war er nicht nur über die sich verschlechternde Lage der Arbeiterschaft empört. Insbesondere wollte er den „Krieg verhindern“, wie er später im Gestapo-Verhör gestand.

Auf das Attentat im Münchner Bürgerbräukeller am 8. November 1939 hatte sich Elser monatelang vorbereitet. Innerhalb mehrerer Wochen präparierte er eine Säule des Veranstaltungsortes – in dem seit 1923 Treffen zum Jahrestag des gescheiterten Hitlerputsches stattfanden –, um eine zeitgezündete Bombe zu installieren.

Der Anschlag mißglückte, verließ doch Hitler die Versammlung früher als üblich und entkam so dem Attentat um nur dreizehn Minuten.

Beim Versuch, die Schweizer Grenze zu überqueren, wurde Elser verhaftet und schließlich überführt. Fünf Jahre verbrachte er in Isolationshaft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau, wo er am 9. April 1945 ermordet wurde.

Jahrzehntelang wurde Elser als Handlanger der SA oder SS verleumdet. Eine solche Tat mochte man dem Schreiner nicht zutrauen. Schließlich geriet er in Vergessenheit, bis er in den 80er Jahren als einzelner, aber geradliniger Widerstandskämpfer in Erinnerung gerufen und als „Hitlers wahrer Antagonist“, als Mann ohne Ideologie“ geehrt wurde.

Daß diese Ausstellung zustande gekommen sei, verdanke sich vor allem dem Engagement des Georg-Elser-Arbeitskreises in Heidenheim, weist Peter Steinbach, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte, die Lorbeeren von sich: „Wir haben nur eine bürgerschaftliche Initiative aufgenommen.“ Der Arbeitskreis setzt sich seit ungefähr zehn Jahren dafür ein, daß Georg Elser in seiner Heimatgemeinde endlich gebührend gewürdigt wird. Nun hat er sein Ziel erreicht: Die Ausstellung wird als Dauerleihgabe an Georg Elsers Geburtsort Königsbronn gegeben.

„Wenn es einen Typ gibt, der sich unter einer Diktatur behauptet, dann ist das ein Mensch wie Georg Elser. Er ist empörungsfähig geblieben“, meint Steinbach. „Er gehört in die Geschichte des Widerstandes eingereiht.“