"Wie war dein erstes Mal?"

■ Seit einem Jahr moderiert Verona Feldbusch hingebungsvoll das sonntägliche Erotikmagazin "Peep!" bei RTL 2. Zeit für eine Bilanz und diverse Selbstauskünfte

taz: Im Frühjahr stand im „Spiegel“, du würdest „Peep!“ nicht weitermoderieren. Stimmt das?

Verona Feldbusch: Ich erinnere mich: Ich war in Köln, und ziemlich früh am Morgen klingelte das Telefon, und jemand sagt: „Dein Stuhl wackelt.“ Ich war so müde und habe einfach gesagt, das ist alles Quatsch. Und dann riefen mich viele Leute an, und alle fragten, was ist denn da eigentlich los? Diese Geschichte muß sich irgendein Journalist ausgedacht haben. Intern haben wir darüber nie gesprochen, ganz im Gegenteil. RTL 2 hat gleich gesagt, wir möchten auf jeden Fall, daß du weitermachst. Wir haben dann auch einen ganz neuen Vertrag aufgesetzt, der vom Inhalt her noch viel netter war als vorher... Es gab ja auch einige Zeitungen, die geschrieben haben: „Ist RTL 2 jetzt größenwahnsinnig, ihre beste Moderatorin zu feuern“ – das beziehe ich jetzt noch nicht mal so auf mich, aber von den Quoten her ist „Peep!“ fast jede Woche auf Platz eins bei RTL 2. Wir haben den höchsten Marktanteil, die besten Quoten, und wenn ein Konzept wirklich gut steht, warum sollte man was daran ändern?

Wie erklärst du das Geheimnis des Erfolges von „Peep!“?

Als ich die Sendung übernommen habe, lagen wir mit der Quote immer um zwei Millionen, manchmal auch drüber. Ich dachte zuerst, wahrscheinlich haben jetzt nur alle Leute eingeschaltet, weil ich im Moment sehr viel in den Medien stehe, mit meinem Ehedrama; die gucken jetzt so aus Neugier, was macht die Feldbusch da eigentlich. Ich mußte schon 'ne Zeitlang durchhalten und die Quote halten, damit ich wirklich denke, das liegt auch irgendwo an mir. Jetzt ist ein Jahr vergangen, und wir haben immer noch eine sehr gute Quote.

Das Geheimnis daran... ich weiß nicht. Ich denke, daß „Peep!“ für den Erotikbereich eigentlich eine ganz gelungene Sendung ist. Sonst würden es die Leute nicht jeden Sonntag anschauen. Der Witz ist ja auch, daß man mit zwei prominenten Gästen über Erotik spricht. Fragen wie „Wie war dein erstes Mal?“ oder „Erzähl uns mal eine erotische Panne“ sind Sachen, auf die man in einem ganz normalen Interview ja sonst gar nicht kommt. Zu fragen „Wie war dein erstes Mal“ also, das ist ja schon...

Wie war dein erstes Mal?

Meins? Wie war mein erstes Mal? Eigentlich ganz nett. Meine Gäste sagen immer, völliges Chaos, erinnere mich bloß nicht dran, aber bei mir war es nicht so. Das war irgendwie nett und ganz romantisch, also, es war okay, da kann ich mich nicht beschweren.

Was hältst du von deiner aktuellen Konkurrenz „Wahre Liebe“ und „Liebe Sünde“ oder früher „Tutti Frutti“?

„Tutti Frutti“ war so abstrakt und witzig, und keiner hat diese Spielregeln jemals richtig begriffen. Das war ein Gag, man hat sich das angeschaut – und keiner weiß, glaube ich, im Grunde genommen, warum. Aber irgendwie hatte diese Sendung einfach irgend was. Ein bißchen wie mit der Bild-Zeitung und wie McDonald's: Keiner liest sie, keiner ißt da, und trotzdem gibt es überall McDonald's, und die Bild-Zeitung hat 'ne hohe Auflage. Bei „Tutti Frutti“ war's auch so: Jeder hat's abgestritten, gesehen hat's trotzdem jeder.

„Wahre Liebe“ und „Liebe Sünde“ hab' ich, ehrlich gesagt, noch nie gesehen. Nur einmal auf Kassette, als die Zeitschrift Max mit Andrea Thilo, Lilo Wanders und mir ein Interview gemacht hat. Das sind absolut genauso erotische Sendungen wie „Peep!“, wir haben nur alle verschiedene Schwerpunkte. Lilo Wanders lädt Erotik- Experten ein, und dadurch ist das Gespräch natürlich auch viel intensiver, was die Erotik betrifft. Meine Gäste sind ganz normale Prominente und erzählen von ihrem Privatleben. Da kann man nicht verlangen, daß die alles wissen, alles kennen und bis ins Detail antworten. Da muß man auch mit viel Humor rangehen. In meiner Sendung soll niemand bloßgestellt werden. Ich will einfach mit viel Spaß irgendwelche erotischen Geschichten erzählen.

Wer sind deine Fans?

Gerade habe ich im Fernsehen einen Bericht gesehen, da hieß es, daß 60 Prozent meiner Zuschauer Zuschauerinnen sind. Weil ich früher schon sehr viel Musik gemacht habe, ist meine Fanpost gemischt. Die Leute, die intensiv „Peep!“ gucken, beschäftigen sich wahrscheinlich auch mit dieser Musik. Nach meiner Scheidung haben mir auch sehr viele Studentinnen geschrieben. Aber es gab auch Heiratsanträge ohne Ende.

Wie reagierst du darauf, in den Medien immer als Dummchen hingestellt zu werden? Der „Stern“ hat kürzlich geschrieben, du seist der Beweis dafür, daß man nichts können muß und trotzdem im Fernsehen Erfolg haben kann.

Ich fand die Stern-Geschichte gar nicht so negativ. Es hieß ja auch, ich bin die Rache für alle diejenigen, die sich ständig so aufspielen. Ich sage immer ganz offen und ehrlich, daß viele Sachen in meinem Leben mit Glück zu tun haben und mit Zufall. Ich war nicht Moderatorin, habe dafür auch keine Ausbildung. Um so erstaunlicher finde ich, daß man mir eine Sendung für ein Jahr zuteilt. Ich habe noch nie jemanden getroffen, bei dem ich das Gefühl hatte, der geht nach einem Gespräch raus und sagt „Mann, ist die blöde“. Eigentlich ganz im Gegenteil.

Verdankst du deine Popularität Dieter Bohlen und eurer Scheidung?

Dieter Bohlen verdanke ich mit Sicherheit nichts, sondern ich verdanke das dem Zufall. Wenn irgend etwas Spektakuläres passiert, was die Medien interessiert, wird man dadurch bekannter. Ich bin seit dieser Geschichte richtig bekannt. Es war eine Sommerkomödie in den Medien, und ich hatte eine Hauptrolle, ohne es zu wissen.

Hast du Angst davor, alt zu werden, nicht mehr so gut auszusehen, weniger erfolgreich zu sein?

Ich glaube nicht, daß man unbedingt schön sein muß, um Erfolg zu haben. Zum Beispiel Lothar und Lolita [Matthäus]. Lolita hat auch eine Sendung bekommen, die wurde nach zwei, drei Folgen eingestellt. Das bedeutet, man kann nicht einfach mal einen Prominenten heiraten, und schon ist man erfolgreich für die nächsten Jahre. Kein Mensch sagt, ich hör' mir jetzt 'ne CD von Verona an, nur weil sie gut aussieht. Da kann man sich gleich ein Bild von mir hinstellen.

Wenn es mit „Peep!“ vorbei wäre, was würdest du gerne machen?

Ich würde gerne irgend etwas mit Kindern machen. Vor zwei Jahren war ich im Disney-Club als Modedesignerin eingeladen. Ich habe Kindermode mitgebracht, die haben die Kinder auch vorgeführt. Ich mag Kinder sehr. Andererseits interessiere ich mich auch sehr für Menschen. Ich hätte gerne eine Sendung, in die nicht nur zwei Talk-Gäste eingeladen werden, sondern mehr. Das sollten dann richtige Freaks sein. Die Leute sollten sagen, das gibt's doch gar nicht, und dann gibt es das doch. Interview: Stefan Kuzmany