Blutige Beruhigung

■ KnastbeamtInnen sollen Gefangenen körperlich mißhandelt haben

Es sollte ein „Routineeinsatz“sein. Nach Drogen und gefährlichen Gegenständen wollte die „Revisionsgruppe“des Strafvollzugsamtes Zellen in Santa Fu durchstöbern. Für den Strafgefangenen Nicola A. endete die Nacht mit einer Platzwunde und einem geschwollenen Gesicht – für die BeamtInnen mit einer Anzeige wegen Körperverletzung im Amt.

Es war der Abend des 8. Juli. Ruhezeit auf Station B I in der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel. Die Ruhe wurde jäh gestört. Die acht BeamtInnen der „Revisionsgruppe“waren angekommen. Bevor sie mit der Razzia begannen, wurden die Gefangenen auf eine andere Station verlegt. Dort wurden sie über Stunden festgehalten, berichtet Insassenvertreter Jens Stuhlmann – ohne Decken, ohne etwas zu Trinken. Nicola A. forderte schließlich lautstark eine Erklärung und etwas zu Trinken. Statt eines Getränks aber gab's vier mit Schilden bewaffnete Beamte.

Als die Beamten die Zelle wieder verließen, habe Nicola A. blutend auf dem Boden gelegen, sagt der Insassenvertreter. In diesem Zustand sei Nicola A. auf eine Pritsche geschnallt und an Händen und Füßen fixiert worden.

„Der Gefangene hat randaliert“, erklärt ein Justizsprecher, wieso die Beamten der „Revisionsgruppe“den Gefangenen bewaffnet in seiner Zelle aufsuchten. Dann habe er die Beamten angegriffen. Um ihn zu „beruhigen“, seien die Beamten mit den Schilden in die Zelle eingedrungen, hätten Nicola A. an die Wand gedrückt. „Dabei kam es zu der Platzwunde“- und zu der Strafanzeige gegen die BeamtInnen.

Die Revisionsgruppe des Strafvollzugsamtes besteht aus rund 10 BeamtInnen. Sie wird in allen Hamburger Gefängnissen eingesetzt. Ohne konkreten Anlaß kann sie Zellendurchsuchungen durchführen. Wann und wo sie die Räume der Gefangenen durchstöbert, entscheidet die Truppe selbst – ohne daß sie von der Leitung der betroffenen Anstalt gerufen wird, und ohne vorherige richterliche Anordnung. Elke Spanner