Waffenruhe in Nordirland

■ IRA erklärt Waffenstillstand und erfüllt damit die wichtigste Verhandlungsbedingung Großbritanniens

Dublin (taz) – Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat am Samstag einen neuen Waffenstillstand verkündet, der gestern mittag in Kraft getreten ist. Aus IRA-Kreisen verlautete, daß die Waffenruhe zunächst auf vier Monate begrenzt sei. Die letzte Hürde, die Frage nach der Ausmusterung der Waffen, ist am Freitag von den Regierungen in London und Dublin aus dem Weg geräumt worden. Sinn Féin, der politische Flügel der IRA, darf nach einer sechswöchigen „Dekontaminierungsphase“ an den Mehrparteiengesprächen teilnehmen, ohne daß die katholische IRA zuvor ihre Waffen herausrücken muß.

Dieser Punkt ist bei den protestantischen nordirischen Unionisten, die für die Union mit Großbritannien eintreten, auf scharfe Kritik gestoßen. Sie wollen bis Mitte der Woche entscheiden, ob sie sich vom Runden Tisch zurückziehen, falls ihnen nicht garantiert wird, daß die IRA ihre Waffen bis zum Ende der Gespräche im nächsten Mai abgegeben haben muß.

Die britische Nordirland-Ministerin Marjorie Mowlam sagte, es sei in Nordirland immer schwierig, eine Balance zu finden, mit der beide Bevölkerungsgruppen leben können. „Es sieht so aus“, sagte sie, „als ob wir Sinn Féin jetzt an Bord des Verhandlungsprozesses haben. Ich weigere mich zu glauben, daß uns die Unionisten dabei verlorengegangen sind.“

Der irische Premierminister Bertie Ahern sagte: „Ich hoffe, daß diese Chance von allen Beteiligten beim Schopf gepackt wird und im Verhandlungsprozeß nun Fortschritte erzielt werden.“ Sinn-Féin- Präsident Gerry Adams meinte, es müsse „grundlegende politische und konstitutionelle Veränderungen“ geben.

Ralf Sotscheck Bericht Seite 7, Kommentar Seite 10