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: Märchenhafter Pomp: "Der Dieb von Bagdad" im Zeughaus-Kino

Im Kerker lernt Abu, der kleine Dieb von Bagdad, Ahmed kennen, den rechtmäßigen Kalifen, der vom Großwesir Jaffar entthront wurde. Beide fliehen, doch die schöne Prinzessin, die Ahmed liebt, soll bald Jaffar gehören. Jaffar läßt Ahmed (John Justin) erblinden und verwandelt Abu (Sabu) in einen Hund.

Mit dem originalen „Dieb von Bagdad“ hat Alexander Kordas Pomp-Film nur noch den Titel gemein. „Der Dieb von Bagdad“ in der Fassung von 1940 war ein Produzentenfilm. Fünf Regisseure hat Korda verschlissen und dazu wieder und wieder Produktionsentwürfe als zu akademisch verworfen. Am Ende standen, in sattem Technicolor, „weiße Marmorpaläste vor einem tiefblauen Himmel und flatterten die roten Segel von Jaffars Schiff im Wind. Statisten drängten sich in den Bilderbuchbasaren, während semiramisgleiche Lustgärten die Liebe zu ihrem Recht kommen ließen.“

Der ursprüngliche „Dieb von Bagdad“ fällt ins Jahr 1924 und war seinerzeit der teuerste Film überhaupt. Zwei Millionen Dollar verschlang die Produktion. Dieser alte „Dieb von Bagdad“ war auch einer der ersten Filme, in dem eine Frau einen Mann spielte: Mathilde Comont den persischen Prinzen. Anna May Wong und Douglas Fairbanks waren damals in den Hauptrollen zu sehen, und in Fairbanks Interpretation waren Dieb und Prinz dieselbe Person: ein akrobatischer Tausendsassa und Hochstapler, der viril und mit gewinnendem Lächeln um die Tochter des Kalifen von Bagdad warb.

Alexander Korda war ein Show-Mann, der keine Kosten scheute. Wo ein kleines Set genügt hätte, ließ er einen der größten Marktplätze der Filmgeschichte bauen – „für eine Szene, die im fertigen Film weniger als eine Minute dauerte“. Conrad Veidt hat als Bösewicht nie versagt. Im 1940er „Dieb von Bagdad“ gibt der Emigrant Veidt einen teutonisch-bösen Jaffar, eine seiner besten Rollen. Unverdrängbar die Szene, in der er einen der Schleier des Films zerteilt und sein Blick auf der schlafenden Prinzessin (June Duprez) ruht.

Märchenfilme sind Fantasy-Filme, in denen alles gut ausgeht. Ein tumber, spielzeugvernarrter Sultan erhebt sich auf einem mechanischen Pferd über der Stadt. Der Prinz reitet auf seinem geflügelten Roß zum Mond, wo er den Mantel der Unsichtbarkeit und einen Wunderschrein (hätte ich auch gern) findet, aus dem er willige Gefolgsleute zaubert: Glück in einer fernen, bunten Welt, Versöhnung in Tausendundeiner Nacht. Am Ende stürzt das Böse auf der Flucht vor dem Guten in die ewige Tiefe. Anke Westphal

„Der Dieb von Bagdad“, 10.00, Zeughaus-Kino, Unter den Linden