■ Vorschlag
: Die Gesichter des Räubers - Robin Hood in der Staatsbibliothek

Da steht er. Linker Arm heroisch vorgestreckt, allen Bösewichten Einhalt gebietend. In der rechten Hand der Bogen, Standbein-Spielbein in erotisch roten Leggins. Weiter Batman-Mantel, braune Löckchen, grüner Hut, schmaler Oberlippenbart. Links und rechts von ihm zwei steife Herren aus Marmor, unter ihm ein majestätischer Treppenaufgang. In der Staatsbibliothek Unter den Linden bekommt Robin Hood, in diesem Fall verkörpert von Errol Flynn, die Zentralperspektive, die ihm zusteht – selbst wenn er aus Pappe ist. Die Ausstellung „Die vielen Gesichter des edlen Räubers“, zusammengestellt von Anglisten der Universität Oldenburg, zeigt die Metamorphosen eines populären Helden.

Im Mittelalter, als man mordlustigen Räubern, die im Wald rumhängen, noch in der Realität begegnen konnte, war Robin Hood zwar ein Kämpfer gegen fiese Bischöfe und andere Ausbeuter, aber eher brutal als edel. Zu Shakespeares Zeiten wurde der Wald idyllischer und Robin der adelige Held, als der er in den vielen Balladen des 16. und 17. Jahrhunderts erscheint. Ein richtiger Anarchist war er nie, trotz des Duftes von Freiheit und Abenteuer, der ihn umweht. Königstreue gehört zu ihm wie sein grünes Hütchen.

Im 19. Jahrhundert wurde er Nationalist und verteidigte England gegen die Normannen, und Hollywoods schönster Robin Hood, Errol Flynn, kämpfte 1938 nicht nur gegen den Sheriff von Nottingham, sondern auch gegen den Faschismus und für Amerikas Ideale. Kevin Costner schließlich war Öko und p.c. und sogar nett zu Frauen. All diese Facetten des Robin-Bildes versucht die Ausstellung mit Hilfe von historischen Buchausgaben und Darstellungen, Comics und Kinderbüchern aus den verschiedensten Ecken der Welt, Filmpostern, Videokassetten und Fanartikeln zusammenzusetzen. Das ideologiekritische Kratzen am Mythos findet dabei eher im Katalog statt.

Wer Robin Hood wirklich war, erfährt man dabei nicht. Doch einige populäre Irrtümer über den Rächer der Armen werden brutal entlarvt. Robin Hood lebte nicht in Barnsdale (York), sondern im Sharewood Forest; nicht er war ursprünglich der Meisterschütze, sondern Little John; und Robin und Maid Marian sind keinesfalls von Sean Connery getraut worden. Denn erstens ist der mittelalterliche Robin ganz unheldenhaft verblutet, nachdem er zur Ader gelassen wurde, und zweitens war Sean Connery selbst mal Robin Hood, und zwar in einem Film von 1976. Elke Buhr

Bis 29.8., Mo. ab 14 Uhr, Di.–Frei. 9 bis 21 Uhr, Sa. 9 bis 17 Uhr; Staatsbibliothek Unter den Linden 8, Mitte