„Frieden ist möglich“

■ Blick von innen: Burundis heutiger Präsident Pierre Buyoya über seine Politik

taz: Wie wollen Sie Frieden in Burundi erreichen?

Buyoya: Wir haben einen Friedensprozeß auf drei Ebenen erarbeitet. Zum einen eine Debatte innerhalb des Landes – in einem Land wie Burundi reicht es nicht, daß sich Politiker treffen, damit es Frieden gibt. Zweitens die Verhandlungen zwischen politischen Gegnern. Das werden wir noch im Juli in Arusha unter internationaler Überwachung und der Vermittlung von Nyerere machen. Auf diesem Weg werden sich Parteien, die Regierung, das Parlament, die Zivilgesellschaft, die bewaffneten Gruppen treffen, sobald es einen Waffenstillstand gibt. Das dritte ist, was wir eine vorbereitende Friedenskonferenz nennen – ein Treffen zwischen Burundern aus dem Land und aus dem Ausland, um eine Friedensdynamik in Gang zu setzen. Wir haben uns eine dreijährige Übergangszeit gesetzt.

Kann man wirklich von Verhandlungen Ergebnisse erwarten? Die Kriegsparteien machen doch weiter.

Wir zeigen den Verhandlungsweg auf. In einem Land wie Burundi ist das ein wichtiger Schritt. Wir hoffen, daß dies in kürzester Zeit die Waffen zum Schweigen bringt. Wir hoffen auch, daß das Embargo gegen Burundi aufgehoben wird.

Das Embargo ist ja teilweise aufgehoben worden. Was sind die Bedingungen für eine komplette Aufhebung des Embargos?

Die Embargofrage ist sehr schwierig. Ich denke, es ist einer von diesen Irrtümern, den die internationale Gemeinschaft regelmäßig begeht, wenn sie Gesten zur Herbeiführung des Friedens unternimmt und später merkt, daß das Gegenteil geschieht. Das Embargo ist aus der Frustration einiger Länder und Persönlichkeiten in der Region geboren, und ich hoffe, daß diese Länder merken, daß das Embargo in Burundi nicht Frieden schafft, sondern den Friedensprozeß erschwert.

Westliche Diplomaten sagen privat, daß Sie einer der wenigen fähigen Politiker des Landes sind. Offiziell genießen Sie aber nicht ihre volle Unterstützung. Wie beurteilen Sie das?

Das kümmert mich wenig. Mir ist ziemlich egal, was irgendein Diplomat denkt. Ich arbeite für mein Land und denke, das Ergebnis wird sich einstellen.

Ein Problem besteht in der Verfassungswidrigkeit Ihrer gegenwärtigen Position.

Wie würden Sie sich zwischen Verfassungswidrigkeit und Völkermord entscheiden? Ich habe mich für eine momentane Verfassungswidrigkeit entschieden. Ich habe einen Prozeß begonnen, durch Verhandlungen und nationale Debatte zur Verfassung zurückzukehren. Wir wollen eine neue Verfassung erstellen und aus dieser Lage herauskommen.

Sie lassen auch Menschen in Lagern sammeln – einige sagen, um die Leute daran zu hindern, sich der Guerilla anzuschließen.

Mit dieser Frage wird Propaganda betrieben. Seit 1993 gibt es Vertriebene in Burundi – die Tutsi und die Hutu der damaligen Opposition. Sie sind noch da, etwa 250.000. Es gibt außerdem in besonders unsicheren Gebieten Bevölkerungen, die man versammelt hat, Hutu und Tutsi, etwa 300.000. Wir wollen das nicht auf Dauer machen. Innerhalb unserer Politik des Wiederaufbaus bringen wir die Leute nach Hause zurück, sobald es die Sicherheitslage erlaubt, und das werden wir tun, bis die Lager aufgelöst sind.

Was tun Sie, um ausländische Unterstützung zu erwerben?

Wir wollen der Welt zeigen, daß wir einen Friedensprozeß haben, der allen Burundern Möglichkeiten eröffnet, auch denen, die zu den Waffen gegen das Volk gegriffen haben. Und zum erstenmal ist dies in diesem Land eine reelle Möglichkeit. Das Ausland soll diesen Friedensprozeß unterstützen und nicht die Burunder gegeneinander bewaffnen. Wenn man uns zwingt, können wir natürlich auch wieder aufhören und uns in den Krieg stürzen. Interview: Pierre-Olivier Richard, Bujumbura