Unicef fordert Schutz für Frauen und Mädchen

■ Gewalt gegen das weibliche Geschlecht ist weltweit die häufigste Verletzung von Menschenrechten, urteilt das Kinderhilfswerk. Täglich sterben 1.000 Kinder an Aids

London/Köln (rtr/epd) – Als Mädchen geboren zu werden, bedeutet nach UNO- Angaben derzeit ein großes Risiko. Das Kinderhilfswerk Unicef erklärte gestern in London, ohne gezielte Gewalt gegen das weibliche Geschlecht gäbe es 60 Millionen mehr Frauen auf der Welt. Die ständige Bedrohung der Frauen und Mädchen sei die Menschenrechtsverletzung, die auf der Welt am weitesten verbreitet sei, sagte Unicef-Geschäftsführerin Carol Bellamy bei der Vorstellung des Jahresberichtes „Der Fortschritt der Nationen“, der sich auf die Vergehen an Mädchen und Frauen konzentriert.

Die Menschenrechtsverletzungen reichen von der Verstümmelung weiblicher Genitalien in Afrika bis zur Abtreibung weiblicher Föten oder dem Töten neugeborener Mädchen in Asien, weil Jungen dort einen höheren Stellenwert haben. Doch Unicef prangert auch westliche Länder an: So litten auch in den USA Mädchen und Frauen unter der Gewalt in Familien. Rund die Häfte aller Frauen weltweit seien schon einmal von ihren Partnern mißbraucht worden. Zudem lebten Millionen Frauen in allen Ländern und Bevölkerungsschichten in der Angst, daß es ihnen auch so ergehen könnte.

Unicef forderte, daß Mädchen und Frauen umfassender aufgeklärt und besser unterrichtet werden müssen. Auch seien umfassendere Gesetze zu ihrem Schutz notwendig. Von den 193 Staaten der Welt hätten nur 44 Länder Gesetze, mit denen die Gewalt gegen Frauen in der Familie geahndet werden könne. In nur 27 Staaten gebe es Gesetze, auf die sich Frauen bei sexueller Belästigung berufen können, und nur in 17 könne Vergewaltigung in der Ehe als ein Verbrechen geahndet werden.

In Köln stellte das UN-Kinderhilfswerk gestern ebenfalls seinen Jahresbericht vor. Es rückte aber einen anderen Schwerpunkt in den Vordergrund: Rund 1.000 Kinder sterben jeden Tag an der Immunschwächekrankheit Aids. Allein im vergangenen Jahr hätten sich 400.000 Jungen und Mädchen unter 15 Jahren mit dem HI- Virus infiziert, zwei Drittel von ihnen in Afrika südlich der Sahara. Aids drohe vor allem in Afrika die Erfolge im Kampf gegen die hohe Kindersterblichkeit zunichte zu machen, die sich seit den 60er Jahren halbiert habe. Weltweit seien eine Million Kinder infiziert. Das Virus werde zu 90 Prozent während der Schwangerschaft, der Geburt oder durch die Muttermilch auf die Babys übertragen.