"Liebe taz..." - Jetzt reicht es aber, betr.: Leserbriefe zu "Schlimmer, am Schlimmsten", taz vom 22.7.1997

Betr.: Leserbrief zu „Schlimmer, am Schlimmsten“, taz v. 22.7.1997

Ich finde, nun reicht es aber langsam. Die taz hat mit dem „Fall“Stradivari weitgehend ihr Sommerloch gefüllt, die Galerie Steinbrecher hat über Wochen eine kostenlose Publicity gehabt, Chris Streinbrecher hat die Genugtuung, daß seiner Kritik per einstweiliger Verfügung entsprochen wurde, der Geiger wurde bekannter. Und Radio Bremen hat sich – zumindest gegen Ende – weise verhalten, indem es keinen Widerspruch bei Gericht einlegte und damit die Kritik akzeptierte. Über all dem scheint aber in Vergessenheit zu geraten, daß der Film von Dirk Blumenthal eine sehr gelungene Reportage ist, sieht man von den mit einigem Recht kritisierten Schwachpunkten, die das Persönlichkeitsrecht tangieren in einer Länge von 90 Sekunden, einmal ab. Das war zumindest weitgehend Konsens im Fernsehausschuß von Radio Bremen. Nobody is perfect, aber aus Fehlern kann man lernen. Seien Sie versichert: Der Lernprozeß hat bereits begonnen. Man sollte das Kind deshalb nicht mit dem Bade ausschütten. Die Zeiten von Canossa sind vorbei. Oder?

Wilhelm Tacke, Vorsitzender des Fernsehausschußes (Rundfunkrat Radio Bremen)