Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Akira Japan 1987, R: Katsuhiro Otomo

In dem aufwendigsten japanischen Zeichentrickfilm aller Zeiten brettern Superhelden auf Motorrädern durch ein apokalyptisches Neo-Tokio. Viel Action, Blut und mystische Weltuntergangsstimmung. In bester Godzilla-Tradition wird Tokio gleich zweimal komplett zerstört, und das Monster ist ein schmächtiger Teenager. Also einer von denen, die solche Comics wie Akira verschlingen. (hip) City

Anaconda USA 1997, R: Luis Llosa, D: Jennifer Lopez, Ice Cube, Jon Voight

„Die Schlange ist mit allerlei Mythen und Legenden belastet, sie genießt nicht gerade den besten Ruf, aber das hat sie nicht verdient: Daß sie als eine Art gelenkige Riesenwurst, bar jeder Persöhnlichkeit, im und am Amazonas aufs dümmste Freund und Feind umringeln und verschlucken muß. Regisseur Luis Llosa erzeugt den Horror im Dschungelgestrüpp hauptsächlich durch gefährlich klingende Musik und hat eigentlich nur einen Trost zu bieten: Den erfreulich zwielichtigen Jon Voight, der als gestandeter Anacondafänger zu einer Gruppe Dokumentarfilmer stößt und ein bißchen Böses auch in ihnen weckt.“(Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Aus dem Dschungel in den Dschungel USA 1997, R: John Pasquin, D: Tim Allen, Sam Huntington, Martin Short

„Wie „Das Bankentrio“, „Noch drei Männer, noch ein Baby“und „Daddy Cool“basiert auch dieser Film auf einer französischen Erfolgskomödie. Vorlage ist Herve Paluds „Little Indian“, der mit über sieben Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film des Jahres 1994 war. Ein Börsenmakler reist in den venezuelanischen Regenwald, um seine Ex-Frau zur Unterzeichnung der Scheidungspapiere zu veranlassen. Im Busch angekommen, macht er die bestürzende Entdeckung, daß er Vater eines 13jährigen Sohnes ist, der alsbald seinen Erzeuger nach New York begleitet. Dort entwickelt sich das übliche Kultur-Crash-Chaos. Ein netter, harmloser Familienspaß, der sich nur durch sein US-Kolorit vom Original unterscheidet.“(Cinema) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

B

Bandits Deutschland 1997, R: Katja von Garnier, D: Nicolette Krebitz, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai

„Die Regisseurin des Films, Katja von Garnier, 30, ist ein Hot Spot. Ihren ersten Film „Abgeschminkt“, den sie als eine Art Übung während ihres Studiums an der Münchener Filmhochschule drehte, sahen 1,3 Millionen Kinogänger. Da ist es schwer, sich mit dem zweiten Streich selbst zu übertreffen. „Bandits“ist die Geschichte einer Frauen-Knast-Band auf der Flucht – schneller, bunter, weiblicher als übliche deutsche Kinokost.“(Der Spiegel) City, Schauburg, Casablanca (Ol), Solitaire (Westerstede), Apollo (Whv)

Batman & Robin USA 1997, R: Joel Schumacher, D: George Clooney, Arnold Schwarzenegger, Uma Thurman

„Wie ein verwunderter Jeti schleppt sich „Batman & Robin“durch mit Eiszapfen verhangene Kulissen, Trockeneis-Nebel und würgende Dschungel-Lianen, bevor er in einem gefrorenen Haufen verendet. Leider findet dieser Abgang schon 20 Minuten nach dem Beginn des Filmes statt, wodurch die Zuschauer etwa 106 lange Minuten in der Kälte stehen müßen. Wenn sie sich in dieses Terrain vorwagen wollen, empfehle ich einen langen Winterschlaf. In Akiva Goldmans dramaturgisch frostigem Drehbuch müssen Batman und seine unverwüstlichen Kumpanen Robin und Batgirl Gotham City vor einer doppelten Gefahr retten: Dem gepanzerten, frostblütigen Mr. Freeze, dessen mächtige Eisgewehre seine Gegner totgefrieren können, und einer giftigen, mit Lianen geschmückten Verführerin namens Poison Ivy, deren Kuß tödlicher ist als ein Wochenende in Tschernobyl. Die Prämisse ist weit unter Null, aber eine Gelegenheit für groteske Kreativität. Aber für den Regisseur Joel Schuhmacher, der früher Schaufenster dekorierte, zählen bei Filmen nicht Themen sondern Schemen. Er arrangiert und choreographiert seine Schauspieler so, als seien sie Schaufensterpuppen. Und er ersetzt die schaurige Düsterkeit von Bob Kanes Batman-Comic-Serie durch viel dümmlichen Frohsinn.“(International Herald Tribune) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

C

Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich

„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die neue machomanische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen ins cinematische Sommerloch. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten: Die Knackis Nicolas Cage, John Malkovich, Ving Rhames und Steve Buscemi gehören zu einer gefährlichen Flugschar, die in eine neue Hochsicherheitsanstalt verlegt werden soll. Die schweren Jungs entführen das fliegende Knastzimmer, und die Action-Apotheosen tosen. Ein, zwei Frauen sind auch an Bord, sie bringen, dramaturgisch nötig, das Element des Weiblichen ein – hormonell gesehen, reichen die häufigen Explosionen völlig.“(Der Spiegel) UFA-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede)

D

Der Dummschwätzer USA 1997, R: Tom Shadyac, D: Jim Carrey, Maura Tierney, Jennifer Tilly

„Es ist nicht furchtbar originell, einen Rechtsanwalt als zwanghaften Lügner darzustellen – immerhin verdient er, nach Ansicht der meisten Leute, damit sein Geld. Regisseur Tom Shadyac nutzt geschickt das Potential seines Stars, ohne den Fehler zu machen, Carreys Fratzenschneiderei zu sehr auszukosten. Das Ergebnis ist eine durch und durch nette Familienkomödie mit Moral zum Mitnehmen.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter

E

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, (Die Zeit) Atelier

F

Fahrstuhl zum Schafott Frankreich 1958, R: Louis Malle, D: Jeanne Moreau, Maurice Ronet / Originalfassung mit Untertiteln

Der Debütfilm von Louis Malle wäre heute kaum mehr als eine Rarität, die nur die ganz eifrigen Cineasten interessieren würde, wenn Miles Davis nicht einen wunderschönen Soundtrack dazu eingespielt hätte. Den Thriller über einen Mörder, der im Fahrstuhl steckenbleibt, adelt nun der Jazz, der zum größten Teil live im Aufnahmestudio bei einer durchgehenden Projektion des Films improvisiert wurde. So wird Jeanne Moreau im nächtlichen Paris vom elegant-coolen Ton der Trompete gestreichelt. (hip) Open Air / im Haus am Walde

Fargo USA 1995, R: Joel Coen, D: Frances McDormand, Steve Buscemi / Originalfassung mit Untertiteln

In der pechschwarzen Kriminalkomödie „Fargo“von den Coen-Brothers könnte man fast schneeblind werden – so eisig, weiß und leer ist hier die Winterlandschaft von Minnesota. Die Landeier im tiefsten amerikanischen Hinterland werden von den Coens mit dem gleichen boshaften Witz beschreiben wie die texanischen Rednecks in ihrem Debüt „Blood Simple“. Beide Filme erzählen von inkompetenten Gangstern, denen ihre Pläne schnell über den Kopf wachsen. Vom Blutbad wird aber in „Fargo“direkt auf Marge geschnitten, eine hochschwangere Polizistin, die, mit dicken Fausthandschuhen und Pelzmütze bewaffnet, den Fall so stur und unaufhaltsam löst wie eine mütterliche Version von Columbo. (hip) Kino 46

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern

G

Ghost in the Shell Japan 1995, R: Mamoru Oshii

„Es gehört zur Tradition von Spionagefilmen und Science-Fiction, daß die Tiefe der gezeichneten Charaktere begrenzt ist. Deshalb ist es so einleuchtend, einen Spionage/Science-Fiction-Film wirklich zu zeichnen wie „Ghost in the Shell“. Die klischeehaft gut aussehende Sicherheitsagentin ist wirklich ein Klischee und ihre Kollegen ebenfalls. Gerade die Verallgemeinerung von Körperschemen und Physiognomien gibt dem Film seine Wirkung, weil nämlich in Frage steht, inwieweit die Figuren „noch biologisch“oder „schon elektronisch geklont“sind. Ganz im Sinne des Genres nimmt mit der Brutalität des Kampfes zwischen den verfeindeten Fraktionen auch der philosophische Input zu, selbstverständlich kreisend um die Frage des „Individuums“: Wo endet der „Geist“, gibt es einen wirklichen Menschen jenseits seiner Biologie?“(taz) City

H

Hip Hop Hood USA 1996, R: Paris Barcley, D: Shawn Wayans, Marlon Wayans, Tracey Cherele Jones

„Eine Parodie auf afroamerikanische Ghetto-Dramen, die keine erkennbare Handlung bietet, sondern eine mit poulärer schwarzer Rapmusik aufgepeppte Sketch-Parade im Stil von Comedy-Shows des US-Fernsehens. Zwei Teenager ziehen durch eine bizarre Umwelt voller verrückter Figuren, allesamt Karikaturen jener Typen, die tatsächlich die hier parodierte Nachbarschaft bevölkern. Die mit derben Geschmacklosigkeiten gepfefferten Erlebnisse der Hauptfiguren wirken nicht sehr witzig, sondern eher albern.“(tip) UFA-Stern

I

Der Indianer aus dem Küchenschrank USA 1995, R: Frank Oz, D: Hal Scardino, Litefoot

„Wer glaubt, Regisseur Frank Oz will mit diesem Film mehr bieten als beeindruckenden Effektzauber, der sieht sich enttäuscht. Vielleicht mangelt es am Thema – ein Neunjähriger kann mit Hilfe eines mysteriösen alten Küchenschranks seine zentimetergroßen Plastikfiguren zum Leben erwecken – aber auch schlichtweg an Komplexität, über die etwa ein Genreklassiker wie „The Incredible shrinking Man“verfügt.“(epd-Film) Schauburg

In Sachen Liebe USA 1997, R: Griffin Dunne, D: Meg Ryan, Matthew Broderick

„Stellen Sie sich vor, Sie wären Regisseur. Wen würden Sie als deftige Mischung aus dem Rüpel-Mädel Tank Girl und der Hobel-Braut Barb Wire besetzen? Griffin Dunne, selbst Schauspieler, dachte für „In Sachen Liebe“um die Ecke. Er engagierte – nein! ja! – Kullerauge Meg Ryan. Eine kluge Entscheidung. Denn als Maggie, die ihren französischen Ex-Verlobten Anton zugrunde richtet, gibt Meg einen teuflisch bösen Rachengel ab. Zur Seite steht ihr herrlich naiv Matthew Broderick, dessen EX-Verlobte mit eben jenem Anton zusammenlebt. Daß bei dieser platonischen Interessengemeinschaft Liebesversehrter irgendwann die Gefühle purzelbaumschlagen, ist klar. Denn sein „Harry und Sally“wissen wir: Männer und Frauen können auf Dauer nicht nur Freunde sein. Was „In Sachen Liebe“sehenswert macht? Daß Griffin Dunne das Kunststück vollbracht hat, eine Liebeskomödie zu drehen, die hundsgemein ist. Und weil sie zeigt, daß uns enttäuschte Gefühle in grandiose Arschlöcher verwandeln.“(Cinema) City, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

K

Kalle Blomquist lebt gefährlich Schweden 1953, R: Rolf Husberg, D: Eskil Dalenus

Astrid Lindgrens Meisterdetektiv wendet seine Pfadfinderkenntnisse an, um den entführten Sohn eines Wissenschaftlers zu finden. Zweite Folge der Serie mit Kinderspielfilmen, die Schweden schon lange vor Pippi Langstrumpf in ganz Europa exportierte. (hip) Atlantis

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben 0im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern

Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon

„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer“. Der wegen politischer Mißliebigkeit kaltgestellte Prager Cellist Frantisek läßt sich auf eine Scheinehe mit einer Russin ein. Als seine Gatin in die BRD rübermacht, hat der Kinderhasser und notorische Casanova plötzlich ihren fünfjährigen Sohn Kolya am Hals. Die Tränendrüse wird nicht strapaziert, dennoch trifft der Film mitten ins Herz. Ohne billige Effekte und mit viel Humor. Ein echtes Juwel.“(Cinema) Schauburg, Casablanca (Ol)

L

Das Leben ist eine Baustelle Deutschland 1996, R: Wolfgang Becker, D: Jürgen Vogel, Christiane Paul

„Der eine hat schon mal bessere Zeiten gesehen, dem anderen sind noch nicht einmal die guten Zeiten begegnet. Buddy und Jan werden durch die kreisenden Bewegungen zusammengeführt, die die Menschen in der Stadt durchquirlen. Aus lauter kleinen Beobachtungen, mit Einschüssen von Witz und Horror, die das Leben ja auch bereithält, setzt sich Beckers Kaleidoskop einer Großstadt zusammen, das nicht ganz dem Lackbild der offiziellen Fremdenverkehrswerbung entspricht. Mit einem unaufdringlich eindrucksvollen Jürgen Vogel ist Becker ein aktueller Zeitfilm von Witz und Wahrhaftigkeit gelungen. Und mit ein paar Bildern vom Buddelplatz Berlin, die haften bleiben: Juten Morjen, Tristesse!“(Berliner Morgenpost) City

Ein Licht in meinem Herzen USA 1997, R: Nick Cassavetes, D: Gena Rowlands, Marisa Tomei, Gerard Depardieu

„Was tut eine verwitwete Mutter, wenn ihre Kinder erwachsen sind und das Elternhaus verlassen haben? Zum Beispiel die unausgegorenen jungen Nachbarn kennenlernen und auf deren kleinen Sohn aufpassen oder nach langer Zeit wieder einmal ausgehen und sich beim Flirten etwas blöd vorkommen. Inmitten von erfreulichen Ereignissen empfindet sie aber auch ganz unvermittelt den leisen Schmerz des Nicht-mehr-gebraucht-Werdens. Nick Cassavetes, der Sohn des verstorbenen John Cassavetes, hat mit seinem Debüt eine schlichte Alltagsgeschichte gewagt, die zu berühren vermag.“(tip) Gondel

M

Marvins Töchter USA 1996, R: Jery Zaks, D: Meryl Streep, Leonardo DiCaprio, Dianne Keaton, Robert De Niro

„Was auch immer Sie sonst über dieses aus dem Herzen gefühlte Drama denken, man kann nicht verleugnen, daß es ein schweres Pillen-Bombardement ist. Fast jeder in diesem Film scheint krank zu sein, aber er gehört trotzdem zu der Gattung, in der die Menschen am meisten Hilfe brauchen, die einen heilen Körper, aber eine gepeinigte Seele haben. Zaks Film wirkt wie ein Stück besseres Fernsehdrama. Es ist ein Heilungs- und Vergebungspaket, und das eine Element, das es so massiv und starr erscheinen läßt, ist die schwergewichtige Besetzung. Wenn man Robert De Niro dazu bewegen kann, dem verwirrten Mediziner Dr. Wally einen komischen Dreh zu geben, kann man zumindest die Illusion von Substanz garantieren. Tatsächlich gibt es hier solch eine große Dosis von Schauspielerei, die aus jeder Ecke herunterregnet, daß ich den leichten Impuls verspürte, davor in Deckung zu gehen. Keaton und Streep sind bewährte Opponentinnen, und sie spielen hier über fünf Sets: Streep spult mit stählernem Herzen und kettenrauchend eine ihrer Spezialnummern als Allerweltsperson ab, und Keatons Verkörperung des sackenden mittleren Lebensabschnitts fehlen das Makeup, die Eitelkeit und all die traditionellen Verschönerungen einer Hauptrolle. Sie ist so selbstlos, daß man kaum noch weiß, wo man hinsehen soll.“(The New Yorker) Atlantis, UT-Kinocenter

Matusalem – Der Fluch des Piraten Kanada 1993, R: Roger Cantin, D: Marc Labreche, Emile Proux-Cloutier

„Unter den Kinderfilmen von heute ist das kanadische Fantasy-Abenteuer „Matusalem“noch am ehesten eine Nachahmung von Hollywood-Vorbildern. Dort stand eindeutig Robert Zemeckis „Zurück in die Zukunft“-Serie Pate, zum Beispiel wenn die Kinder von heute die Piraten des 18. Jahrhunderts mit Rockmusik erschrecken.“(epd-Film) Gondel

Nikita Frankreich/Italien 1989, R: Luc Besson, D: Anne Parillaud, Jean-Hughes Anglade, Jeanna Moreau

„Eine junge Drogenabhängige wird nach einem Polizistenmord zu lebenslänglicher Haft verurteilt und dann vom französischen Geheimdienst umgeschult, um unter neuer Identität Staatsfeinde zu liquidieren. Der Pakt funktioniert, bis sie sich verliebt und Privat- und Berufsleben nicht mehr trennen kann. Äußerlich perfekt inszenierte Horrorvision einer lebendigen Tötungsmaschine, die aber die Charaktere ihrer Figuren völlig vernachlässigt und das exzessiv ausgespielte Thema des (Staats-) Gewalt in keiner Weise reflektiert.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel, Atelier

P

Prinz Eisenherz Deutschland/Großbritannien/Irland 1997, R: Anthony Hickox, D: Stephen Moyer, Katherine Heigl, Udo Kier

„Vom Knappen am Hofe König Arthurs zum Herrscher von Thule: Der erste „Prince Valiant“-Comic aus dem Jahre 1937 ist längst Legende. An diese überlebensgroße Vorlage hat sich Produzent Bernd Eichinger gewagt. Mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand ließ er ausgerechnet den nur aus Videotheken bekannten Horrortrash-Spzialisten Anthony Hicko die Geschichte nachempfinden. Sein Film setzt sich immer wieder die Zeichnungen aus Hal Fosters Original als Maßstab und blendet von ihnen in die Realszenen über. Dieses heikle Vorhaben gelingt, der „Look“stimmt. Trockener Dialog-Humor und ein pausenlos dröhnender Soundtrack tragen dazu bei, der Handlung ihren pathetisch-mystischen Ernst zu nehmen und damit den naheliegenden Vergleich mit viel teureren Hollywood-Spektakeln zu unterlaufen.“(Kultur!news) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Private Parts USA 1997, R: Betty Thomas, D: Howard Stern, Mary McCormack

„Stellen Sie sich vor, im deutschen Radio gäbe es einen Moderator, der in seiner Show über die Kürze seines Schwanzes lamentiert, von riesigen Titten schwärmt, Lesbenwitze erzählt und sich über die Fehlgeburt seiner Frau lustig macht. Der wäre nicht lange auf dem Sender. In Amerika gibt es so einen. Er heißt Howard Stern, ist das kleine Arschloch des US-Frühstücksradios und selbsternannter „König der Medien“. Mit der verschrobenen Autobiographie „Private Parts“wagt er nun den Sprung ins Kino, und das, zumindest in den USA, mit großem Erfolg. Stern selbst bezeichnete seinen Film als Mischung aus „Der Pate“und „Rocky“, in Wahrheit ist er eine Mischung aus „Wayne's World“und „Larry Flynt“. Unterlegt von einem knalligen Rock-Soundtrack, beschreibt die Freak-Komödie Sterns wunderliche Entwicklung vom verklemmten Muttersöhnchen zum „Talk Radio“-Kreuzritter gegen das brave, prüde Amerika.“(Cinema) Cinema, UFA-Palast

R

Rasmus und der Vagabund Schweden 1981, R: Olle Hellbom, D: Erik Lindgren, Allan Edwall

„Ein Waisenjunge reißt aus dem Heim aus, um sich auf die Suche nach Eltern zu machen. Er lernt einen gutmütigen Landstreicher kennen, mit dem er zahlreiche Abenteuer besteht. Schließlich stellt sich heraus, daß der Vagabund eine Ehefrau und ein Heim hat und damit dem Jungen ein Zuhause bieten kann. Remake des Kinderfilms nach dem Roman von Astrid Lindgren: Ohne Wirklichkeitsbezug wird eine harmonische Gegenwelt beschrieben, die als unterhaltsame und aktionsreiche Utopie zu erleben ist.“(Lexikon des internationalen Films) UFA-Palast

Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore

„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) UFA-Stern

S

Speed 2 USA 1997, R: Jan De Bont, D: Sandra Bullock, Jason Patrick, Willem Dafoe

„Wie erfrischend sauste doch in die dröge Kinosaison 1994 „Speed“hinein: Ein Action-Thriller von schnörkelloser Eleganz, klar, scharf, plausibel. Und dazu das ansteckemd meckernde Lachen von Sandra Bullock! Die Fortsetzung mag wegen des Erfolges unvermeidlich gewesen sein, doch sie muß ohne den Herzbuben Keanu Reeves auskommen und auch ohne den cleveren Autor Graham Yost. So hat Regisseur Jan De Bont selbst eine neue Story ausgeheckt, die als Super-Bomben-Leger, o je, o je, wieder mal einen größenwahnsinnigen Computerfreak aufbietet und als Schauplatz einen Kreuzfahrtdampfer. Da es von der Höhe der Kommandobrücke bis hinab in die Eingeweide der Maschinerie furchtbar viel herumzuhebeln gibt, kommt bald der Überblick abhanden. Verlaß ist allein auf das diabolische Zähneblecken des Starschurken Willem Dafoe und natürlich auf Sandra Bullocks vergnügtes Meckern.“(Der Spiegel) Europa, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Susi und Strolch USA 1955, R: Hamilton Luske, Glyde Geronimi, Wilfried Jackson

„Eine verwöhnte Cockerdame verliebt sich in einen sympathischen Straßenköter, Gefühl- und humorvolle Hundeabenteuer in einem Zeichentrickfilm Walt Disneys, der den Tieren rein menschliche Eigenschaften und Reaktionen unterstellt. Liebenswürdige Unterhaltung für Jung und Alt.“(Lexikon d. Intern. Films) UT-Kinocenter, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Swingers USA 1996, R: Doug Liman, D: Jon Favreau, Vince Vaughn

„Wie lange muß man warten, bis man ein Mädchen anrufen darf? Eine bedeutsame Frage, der die Helden dieser locker swingenden Independent-Kömödie nachgehen. Daß auch sie letzlich zu keinem gültigen Ergebnis kommen, macht das Ganze noch sympathischer. Der eher sporadisch beschäftigte Nachwuchsschauspieler Mike ist von New York nach Hollywood gezogen. Viel mehr als seine stagnierende Karriere beschäftigt ihn aber seine Freundin Michelle, die ihn verlassen hat und jetzt nicht anruft. Also nimmt sein Kumpel Trent ihn mit auf einen Trip nach Las Vegas – zur Ablenkung gewissermaßen. Doug Limans Film ist wie ein Potpourri alter Swing- und Jazznummern: Man hört vergnügt zu und erinnert sich – mit einem Lächlen auf den Lippen. (TV-Spielfilm) Filmstudio

W

Wilde Kreaturen USA 1996, R: Robert Young, Fred Schepisi, D: John Cleese. Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin

„Es gibt wenig zu lachen in „Wilde Kreaturen“, dem chaotischen, freudlosen Nachfolgefilm von „Ein Fisch names Wanda“. Kevin Kline gibt hier gleich zwei schlechte Vorstellungen: Als ein skrupelloser australischer Industiemagnat und sein amoralischer Sohn, der Vizedirektor eines kleinen britischen Zoos wird, den sein Daddy gekauft hat. Jamie Lee Curtis und John Cleese stehen ihm mit ähnlich enttäuschenden Leistungen zur Seite. Als Zoodirektor, der glaubt, er könne den Profit erhöhen, indem er einfach alle zahmen Tiere aus dem Zoo wirft, läßt Cleese seinen Hotelmanager aus der TV-Serie „Fawlty Towers“wieder auferstehen. Die scheinbar ohne jede Führung vom Regisseur agierende Curtis ist eine amerikanische Geschäftsfrau mit dem Auftrag, Cleese auf Trab zu bringen. Die konfuse Geschichte, in deren Mittelpunkt eine Schlacht zwischen knuddeligen Tierhütern und knuddeligen Tieren steht, erinnert an die verstaubten englischen Komödien der 50er Jahre. Die ständigen Witze über Brüste, Fürze und Orgien sind etwa so witzig wie offene Entzündungen.“(The Observer) City, Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Originalfassung mit Untertiteln im Kino 46

Das Wissen vom Heilen Schweiz 1996, R: Franz Reichle

„Auf den Spuren des so runzligen wie sympathischen Leibarztes des Dalai Lama, Dr. Tenzin Choedrak, begibt man sich in die Sprechstunde eines buddhistischen Klosters, macht sich mit anderen, umfassenden Auffassungen von Gesundheit und Krankheit vertraut, blättert in uralten Schriftrollen, verfolgt die komplizierte Herstellung der Arzneien vom Klassifizieren der Pflanzen bis zum Verpacken per Hand. Neben erstaunlichen Krankengeschichten, die Reichles Dokumentarfilm über Monate verfolgt, verblüfft vor allem das sachliche Selbstverständnis, mit dem tibetanische Ärzte Wissenschaft, Philosphie und jahrtausendealte Tradition verbinden.“(Tip) Cinema

Z

Zeus und Roxanne USA 1996, R: George Miller, D: Steve Guttenberg, Kathleen Quinlan, Miko Hughes

„Daß Hollywood schon seit geraumer Zeit auf den Hund gekommen ist, ist ja nichts neues. Auch Delphine sind ein alter Hut. Doch daß ein Hund namens Zeus und ein Delphin namens Roxanne gemeinsame Sache machen und sogar miteinander knutschen, das gab es noch nicht. Das Rezept ist wie immer, wenn es in der Traumfabrik tierisch zugeht, simpel: Man nehme einen süß kläffenden Köter, einen putzig schnatternden Delphin, ein paar zweibeinige Wasserträger und fertig ist das Schnellgericht für schlichte Gemüter.“(Bremer) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)