Kommentar
: Scherfs abstruser Zorn

■ Richtiger Adressat wäre Ulrich Nölle

Für seinen alten Weggefährten Reinhard Hoffmann wirft sich Henning Scherf stets in die Bresche. Wer dem ehemaligen Staatsrat im Bildungsressort Schuld an den Rechtsverstößen beim Geldausgeben für Schulreparaturen unterstellt, bekommt den Zorn des Bürgermeisters zu spüren. Diesmal trifft es den Staatsrat der Senatskommission für das Personalwesen, Johannes Beermann.

Der ist als alter CDU-Parteisoldat und bekannter Hoffmann-Feind keinesfalls unverdächtig, aus politischen Gründen Breitseiten gegen Hoffmann zu schießen. Die erboste Reaktion Scherfs trifft dennoch den Falschen, denn Beermann hat einen Vorgesetzten und die SKP einen Chef: Der heißt Ulrich Nölle und ist gemeinsam mit Scherf der Manager der Großen Koalition.

Die Affäre um die Frage „Disziplinarverfahren gegen Hoffmann Ja oder Nein“läßt sich auf drei Weisen erklären: Entweder, Nölle sagt seinem Koalitionsfreund Scherf die Unwahrheit und steuert die Angriffe gegen Hoffmann selbst. Oder, der SKP-Chef hat seinen Laden nicht im Griff und läßt sich von seinem Untergebenen Beermann auf der Nase herumtanzen. Oder, Nölle wird von seinen parteiinternen Kritikern vorgeführt, denen der Schmusekurs mit der SPD schon lange ein Dorn im Auge ist. Keine der drei Möglichkeiten ist schmeichelhaft für Finanzsenator Nölle. Aber vielleicht fällt ihm ja nach dem Urlaub etwas dazu ein. Joachim Fahrun