■ Vorschlag
: Selbstverliebt: Annika Ströms „Artist Musical“ in der Shift-Galerie

Wie brotlos ist Kunst? Annika Ström hat aus der eigenen Zukunftsangst ein Konzept gemacht. Letztes Jahr gab es ihren „Artist Film“ als Video in der Galerie Rupert Goldsworthy zu sehen, in dem die schwedische Performancerin sich mit den Ups und Downs ihrer Zunft beschäftigt hat. Manisch befragte sie KollegInnen danach, ob sie mit ihrem Künstlerdasein klarkommen oder ob sie nicht doch besser hätten Kfz-Mechaniker werden sollen. Daneben hatte Ström Tabellen zur gegenwärtigen Gefühlslage aufgehängt: tagebuchartige Stimmungsbilder zur Kreativität, eine Art Fieberkurve für Galeristen.

Das neue Video in der Shift-Galerie verengt den Blick noch ein wenig mehr. „Artist Musical“ stellt ein halbes Dutzend „Artist Songs“ vor, die auf einer „Artist Record“ bei einem Londoner Label veröffentlicht wurden – Music, Lyrics, Keyboards and Vocals by Annika Ström. Dabei interessiert sich die Künstlerin aber doch wieder nur für den Pop der anderen Art: Sämtliche Texte drehen sich um Themen wie „What do you think about my work?“, „Why don't you tell me that you don't like my art?“ oder „Why ain't I in that show?“. Fragen über Fragen, die Ström mit ihrem Video am Ende natürlich im eigenen Betriebssystem auflöst.

Zu Bossa-Nova-, Samba- und Walzer-Rhythmen aus einer billigen Drumbox sieht man sie angespannt am Schreibtisch grübeln oder sich in der Ecke ihres Ateliers räkeln. Alles wirkt blaß, die Bewegungen verschwommen, und der Sound plätschert verklärt wie sehr minimalistischer Easy-Listening. Dazwischen gibt es mal Kommentare von Brit-Pop-Artisten über ihre Strategien am Markt, und einmal verzweifelt auch eine Künstlerin daran, daß sie in Berlin klebengeblieben ist. Ab und zu tanzt Mutter Ström in ihrem schwedischen Vorgarten, aber auch sie ist Malerin wie ihre Tochter. Irgendwie kommt man aus dieser selbstbezüglichen und sehr selbstverliebten Konfessions-Schleife nicht wieder heraus. Harald Fricke

Bis 3.8., Do.-So. 15-19 Uhr, Shift-Galerie, Friedrichstraße 122/123