BSE: Briten setzen EU-Verbote durch

■ Teile von Rind, Schaf und Ziege gebannt. Deutschland überstimmt

Brüssel (AP/dpa) – Die Landwirtschaftsminister der Europäischen Union haben härtere Maßnahmen zur Eindämmung des Rinderwahns beschlossen. Nach einer zehnstündigen Sitzung einigten sie sich am frühen Mittwoch morgen darauf, den Handel mit Gehirnen, Augen und Rückenmark von allen Rindern, Schafen und Ziegen zu verbieten, die älter als ein Jahr sind. Diese Innereien dürfen damit weder als Lebensmittel noch als Tierfutter verkauft werden. Auch die Milz von allen Schafen und Ziegen soll aus der Nahrungskette entfernt werden. Die Verbote sollen am 1. Januar 1998 in Kraft treten.

Der Beschluß wurde mit acht gegen sieben Stimmen gefaßt. Großbritannien hatte damit gedroht, Einfuhrbeschränkungen für Rindfleisch aus anderen EU-Ländern zu verfügen, sollten diese nicht auch die inzwischen eingeführten strengen britischen Hygienebestimmungen befolgen. Schließlich gab die Stimme Portugals den Ausschlag, nachdem Lissabon erreicht hatte, daß die Maßnahmen ein Vierteljahr später als geplant umgesetzt werden. Großbritannien setzte sich damit gegen Deutschland und Italien durch. Diese hatten argumentiert, in Ländern ohne BSE-Befall seien die verschärten Maßnahmen nicht notwendig.

Der britische Landwirtschaftsminister Jack Cunningham gab die Rolle des Unschuldslamms zum besten. Er zeigte sich befriedigt darüber, „daß nun europäische Konsumenten von den strengen Kontrollen profitieren werden, die für britisches Rindfleisch gelten“. Er werde sich nun bei seinen EU- Kollegen dafür einsetzen, das weltweite Handelsverbot gegen britisches Rindfleisch zu lockern.

Innereien werden nach derzeitigen Erkenntnissen besonders stark von dem BSE-Erreger befallen. Die Rinderseuche BSE steht in Verdacht, beim Menschen die tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auszulösen, die das Gehirn in eine schwammähnliche Masse verwandelt. Der Vorschlag Fischlers war im Dezember von den Landwirtschaftsministern abgelehnt worden. Fischler hielt aber daran fest, da jüngste Inspektionen von Kommissionsexperten gezeigt hätten, daß in jedem EU-Staat ein BSE- Risiko bestehe.