Drogenhilfe auf Entzug

■ Hamburg kürzt den Etat um elf Prozent. Der Sozialhilfe-Topf schrumpft nicht

Hamburg setzt seine Drogenhilfe auf Geld-Entzug. Acht Millionen Mark weniger als bisher will die Stadt 1998 für die Betreuung von Süchtigen ausgeben, sagte Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD) gestern bei der Vorstellung ihres Behördenhaushalts. Damit schrumpft der Drogenhilfe- Topf im kommenden Jahr um elf Prozent, auf 60,6 Millionen Mark.

Zum einen soll bei den Drogenhilfeeinrichtungen gespart werden. Zum anderen sollen Süchtige künftig nur noch drei statt fünf Stunden pro Woche psychosozial betreut werden. Es ginge nur um eine Anpassung an „reale Verhältnisse“, hieß es aus der Behörde. Durchsschnittlich würden ohnehin nur drei Stunden Betreuung in Anspruch genommen. Außerdem sei in den Einrichtungen nicht alles veranschlagte Geld ausgegeben worden, weil bisher als Bemessungsgrundlage für die Bruttolöhne der Sozialarbeiter ein 35jähriger mit zwei Kindern zugrunde gelegt. Viele würden aber weniger kosten.

Trotz Sparzwänge soll Geld abfallen für Straßensozialarbeit in der offenen Drogenszene am Sternschanzenpark. Der sozialpolitischen Sprecherin der Grünen, Anna Bruns, reicht das nicht. „Die Sozialpolitik in Hamburg hat das Ende der Fahnenstange erreicht.“Bruns forderte, die Angebote für Süchtige auszubauen.

Mit elf Prozent kürzt die Stadt bei der Drogenhilfe mehr als in jedem andereren Bereich der Behörde. Etwa drei Prozent weniger Geld werden für aktive Arbeitsmarktpolitik aus – obwohl sich „die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtert hat“, wie Fischer-Menzel zugab. Sie plant deshalb, Langzeit-Arbeitslosenvermittlung Maatwerk auf ganz Hamburg auszudehnen und mehr Lohnkostenzuschüsse zu zahlen. Für Sozialhilfe wird soviel ausgegeben wie bisher.

Obwohl die finanzielle Lage schlechter geworden ist, wird die Sozialbehörde 1998 kaum ärmer sein als in diesem Jahr: 3,46 Milliarden Mark darf die Senatorin ausgeben – 0,5 Milliarden Mark weniger als 1997. juw