■ Urdrüs Wahre Kolumne
: Beleidigte Leberwurstkringel

Dem ziemlich vorschußlorbeerigenJubelchor auf die Bremer Filiale der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) möchte ich mich einstweilen aber doch verweigern. Wenn deren vorsitzender Physikus in seinem schlichten Köhlerglauben an Hebelgesetz und Reibungswiderstand erklärt. „Bei Orgon-Akkumulatoren zur Erholung hört für mich der Spaß auf“, dann halten wir diesem schimmerlosen Apologeten der Grunzvernünftigkeit aus eigenem Erfahrungswissen entgegen, daß der Spaß in Wilhelm Reich sein kleines Häuschen erst beginnt. An Eides Statt erkläre ich, daß bislang noch jede religionsphilosophische Debatte zwischen mir und dem ortsansässigen Barfuß-Theologen Wolfgang Sch. auch in Begleitung von fünf Litern Wein ohne Kopfschmerzen endete, wenn ich anschließend nur ein Viertelstündchen die Bremer Kirchenzeitung im Orgon-Kasten gelesen habe. Ob mir da auch die Richtlinien der GWUP als Kopfkissen helfen würden, stelle ich einfach mal so in Abrede...

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Daß Bruder Wilhelm Tacke als Ökumenisch-katholischer Weggefährte dieses eher protestantisch geprägten Gemeinwesens dem Fernseh-Onkel Dirk Blumenthal die Absolution erteilen möchte für seinen Polizei-Werbefilm zum Stradivari-Fall, das ehrt dieses unerschütterliche Mitglied der Allseligmachenden natürlich. Aber auch Mutti Kirche setzt natürlich vor die Vergebung erst die aufrichtige Reue und da war ja wohl vom Minis-tranten Dirk bislang nix zu hören. Ein paar Rosenkränze zur Buße dürften schließlich nicht wieter schaden...

Warum nur sollte Ralf Borttscheller daran festhalten, taz-Vertreter auch künftig nicht zu kumpelhaften Quasselrunden von hoher Informationsdichte einzuladen, wenn er dabei Wein und Brötchen aus eigener Tasche zahlt? Falls es die Sorge um die Nord-Finanzen sein sollte, erkläre ich mich bereit, die teilnehmenden tazzen künftig auf meine Rechnung mit ein paar Kräuterquarkstullen und einem Fläschchen vom Besseren auszustatten. Um des lieben Friedens Willen.

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Keine wilden Plakate mehr, auch wenn Klaus-Peter Schulenberg dann mit seinem Kinderfreund Maikel allein im Weserstadion den Moonwalk tanzen muß. Als nächste Stufe folgt das Verbot vom Stadtfest und wenn dann noch die Heimspiele des SV Werder in Zukunft auf dem Parkplatz von Dodenhof stattfinden, kann beim nächsten Schaf-fermahl der Stockfisch bestimmt schon vom Pflaster gegessen werden. Wenn Bausenator Bernt schulte dann außerdem immer eifrig die Zähne putzt und regelmäßig die Leibwäsche wechselt, wird er schon bald als Pate der Aktion „Frischer Wind in Bremen“gelten.

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Ich liebe/ehre/achte den herkömmlichen AStA-Sympathisanten des Bösen, der die Gelder der verfaßten Studentenschaft zur Förderung kurdischer oder palästinensischer Volkserhebungen einsetzt. Der aus seinen unerschöpflichen Mitteln subversive Magazine zur Entfachung der Revolte und zur Anstachelung des Klassenhasses finanziert und mit seiner Kleinbus-Flotte die künftige Infrastruktur für die 7. und 8. RAF-Generation bereithält: Kann sein, daß wir darauf im antirassistischen Kampf ja mal zurückgreifen müssen. Aber so ein verschwiemelter Leser-Brief des AStA , der seinen vermutlich gut begründbaren Dissens zur Bremer TAZ durch eines dieser betroffenheitsduseligen Kündigungsschreiben mit tief beleidigten Leberwurstkringeln zum Ausdruck bringt, dem spreche ich das Recht ab, künftig auch nur noch zwei Mark für Toilettenpapier zu veruntreuen. Auf kleinen Karos muß man ganz sauber bleiben ... Auf ein Wiederlesen in drei Wochen.

Ulrich „Mückenfeind“

Reineking