Hilfe für Bosnien

■ Brüssel bewilligt 1,2 Milliarden Dollar

Brüssel (rtr/dpa) – Die internationale Gemeinschaft will Bosnien 1997 nach Angaben des EU-Kommissars Hans van den Broek mit 1,22 Milliarden Dollar beim Wiederaufbau unterstützen. Van den Broek sagte am Mittwoch in Brüssel, die Teilnehmer der internationalen Geberkonferenz für den Wiederaufbau in Bosnien seien sich einig, daß sich die bosnische Serbenrepublik (Republika Srpska) noch nicht für die volle Hilfe qualifiziere, weil sie die Verpflichtungen des Friedensabkommens von Dayton nicht erfülle.

Die bosnischen Serben weigerten sich, mutmaßliche Kriegsverbrecher, unter ihnen Radovan Karadžić und Ratko Mladić, an das UN-Tribunal in Den Haag auszuliefern. Auch die Rückkehr der aus der Region geflohenen Muslime gehe nur schleppend voran.

Mit der genannten Summe bleibt die Konferenz etwas hinter der Zielgröße von 1,4 Milliarden Dollar zurück. Die Europäische Gemeinschaft ist daran zu 47 Prozent beteiligt, zweitgrößter Geber ist die Weltbank.

Der Vorsitzende des Ministerrates von Bosnien-Herzegowina, Haris Silajdžić, forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Friedensprozeß in Bosnien weiter zu unterstützen. Das Hauptaugenmerk müsse auf die Rückkehr der Flüchtlinge gerichtet werden. „Die Menschen sind immer noch aus ihren Häusern vertrieben, die Rückkehr der Flüchtlinge muß Priorität haben“, sagte Siladjžić.

Van den Broek betonte, die Europäische Union bestrafe nicht die Menschen in der Republik der bosnischen Serben. Vielmehr seien es diejenigen, die nicht mit dem Kriegsverbrechertribunal zusammenarbeiteten, die ihre eigene Bevölkerung bestraften. „Sie schließen die Menschen von der dringend nötigen Wiederaufbauhilfe aus“, sagte EU-Kommissar van den Broek.

Der Ministerpräsident der bosnischen Serbenrepublik, Gojko Kličković, protestierte scharf gegen den „Doppelstandard“. Eine Seite zu bevorzugen sei der beste Weg, das Friedensabkommen zum totalen Scheitern zu bringen, erklärte Kličković. Der Vizepräsident der Weltbank, Johannes Linn, stellte fest, die wirtschaftliche Lage in Bosnien habe sich bereits deutlich verbessert, so daß bis zum Jahr 2000 eine Normalisierung möglich erscheine. Kommentar Seite 10