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■ Innovativ für den Arbeitgeber. Verbesserungen bringen Prämie

Nürnberg (taz) – Tag für Tag packte ein Arbeiter in Eisenach zwei Schrauben zur Befestigung der Nummernschilder in die vom Band laufenden Opel Corsa. Monat für Monat werden rund 2.500 dieser Wagen nach Frankreich geliefert. Doch Nummernschilder werden in Frankreich nicht geschraubt, sondern vernietet. Wozu also die Schrauben? fragte sich die Opel-Mitarbeiterin Carola Göschel und reichte einen Verbesserungsvorschlag ein. Dieser wurde umgesetzt – 5.000 Schrauben pro Monat konnten so gespart werden.

18 solcher Vorschläge macht im Durchschnitt jeder Mitarbeiter von Opel in Eisenach. Damit liegt das Automobilwerk aus den neuen Ländern in der bundesdeutschen Vorschlagsstatistik weit vorn. Auch wenn die Zahl der Ideen zur kontinuierlichen Verbesserung, die eingereicht werden, steigt, ist Deutschland von japanischen Zahlen noch weit entfernt. Doch im Vergleich mit anderen europäischen Industriestaaten und den USA stehen die deutschen Ideenfinder gut da. Insgesamt zählte das Deutsche Institut für Betriebswirtschaft im vergangenen Jahr rund eine Million Verbesserungsvorschläge und eine Einsparung von mehr als 1,5 Milliarden Mark durch die Umsetzung der Ideen. Allein Carola Göschel und ihre Kollegen bei Opel Eisenach sparten rund 8 Millionen Mark für ihren Arbeitgeber.

In der Regel werden 25 Prozent der jährlichen Einsparungen als Prämie ausgeschüttet. Auch wenn der Spitzenreiter im vergangenen Jahr, ein Mitarbeiter der Hannoveraner PreussenElektra, mehr als 300.000 Mark Prämie kassierte – durchschnittlich werden für gute Ideen nur 600 Mark gezahlt. Die Zahl der kleinen Vorschläge, die schnell im laufenden Produktions- und Arbeitsprozeß umgesetzt werden, nimmt zu, die Prämienhöhe nähert sich langsam japanischem Standard: Dort gibt es durchschnittlich gerade mal 5,60 Mark.

Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Betriebswirtschaft entscheidet ohnehin nicht die Höhe der Prämie über das Funktionieren eines betrieblichen Vorschlagswesens. Mangelnde Fähigkeiten und Betriebsblindheit, Gleichgültigkeit, Ressentiments gegenüber dem Arbeitgeber, aber auch die Befürchtung, seinen eigenen Arbeitsplatz zu gefährden, werden als Hindernisse genannt. Vorgesetzte haben häufig Angst vor Kritik und fürchten den Verlust von Prestige. Daher – so die Förderer des Vorschlagswesens – müßten sich auch Führungsstil und Kommunikationskultur gleichzeitig ändern. Horst-Peter Wickel