Eurofigther zu Wasserstofffliegern

■ 47 SPDler wollen Rüstungsmilliarden gern in die zivile High-Tech umleiten

Berlin (taz) – Solarfighter Hermann Scheer läßt nicht locker: Er will dem Eurofighter den Garaus machen. Statt dessen sollen die für den Jagdflieger reservierten Milliarden in zivile und umweltschonende High-Tech fließen: in wasserstoffbetriebene Flugzeuge und energiesparende Zeppeline. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Präsident von Eurosolar hat bereits 46 Mitglieder seiner Fraktion für einen Antrag hinter sich geschart.

Sieben Milliarden Mark haben Spanien, Italien, Großbritannien und die Bundesrepublik bisher in den Eurofighter gesteckt. Etwa in der gleichen Höhe wollen Scheer und seine Mitstreiter nun in „ökologische Luftverkehrssysteme“ investieren, um die Jobs bei der Daimler-Benz Aerospace zu erhalten, ohne länger Rüstungsgüter zu produzieren. Die Bundesregierung hat für den Kauf des Jägers insgesamt 25 Milliarden Mark vorgesehen. Statt dessen soll die Wasserstofftechnik das Klimaproblem entschärfen. Fachleute rechnen damit, daß sich der Luftverkehr in den nächsten 25 Jahren verdreifachen wird. Die Schadstoffe aus den Flugzeugen halten sich in großer Höhe wesentlich länger als in Bodennähe. Bei der Verbrennung von Wasserstoff hingegen fiele das Treibhausgas Kohlendioxid nicht an. Allerdings nur, wenn der Wasserstoff ursprünglich mit Solarenergie produziert wurde.

Ein deutsch-russisches Firmenkonsortium, auf deutscher Seite angeführt von der Daimler-Benz Aerospace Airbus, experimentiert seit 1990 mit einer umgebauten Tupolew 154, in der sich eines der drei Triebwerke mit Wasserstoff befeuern läßt.

Auch wenn sich die technischen Probleme lösen, ein großes Hindernis bleibt: Die Herstellung von Wasserstoff ist teuer und energieaufwendig. Allein bei der Abspaltung des Wasserstoffs von Wasser mittels Elektrolyse gehen rund 40 Prozent des eingesetzten Stroms durch Wärme verloren. Um den gasförmigen Wasserstoff im Flugzeug einzusetzen, muß er bei extrem niedriger Temperatur verflüssigt werden. Auch das kostet noch einmal einen Energieverlust von 20 bis 25 Prozent. Die Fördermilliarden könnten also effektiver woanders eingesetzt werden. „Energiesparen ist bei weitem billiger“, sagt Axel Friedrich, Verkehrsexperte beim Umweltbundesamt. Johannes Bernreuter