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Fürs Hansetor wird weiter verhandelt

■ Streit um die Interhomes-Siedlung auf giftigem Grund

„Es wird schwierig“, ahnte Harald Bethge, zuständiger Mann bei den Bremer Entsorgungsbetrieben (BEB), schon vor Wochen. „Noch in diesem Jahr“soll mit den Sanierungsarbeiten angefangen werden, steht auch in einem neuen Senatsbeschluß zum Thema Hansetor: Boden und Grundwasser in der Siedlung, die von der Baufirma Interhomes auf einer Industrie-Brache in Bremen-Hemelingen vor wenigen Jahren gebaut wurde, sind verseucht. Aber seit Monaten können Anwohner, Stadtgemeinde und Baufirma sich nicht einig werden, wer „Schuld“an der Situation hat, bzw. wer die finanzielle Folgen zu tragen hat.

Seit Mai verhandeln Stadtgemeinde, Interhomes und Anwohner darüber. Kurzfristig gibt es einen Kompromiß: Stadt und Baufirma wollen sich die ca. drei Millionen Mark teilen, die die Boden- und die Grundwasser-Sanierung vermutlich kosten.

Der Pferdefuß: Die nicht mehr so glücklichen Eigenheim-Besitzer sollten dafür auf alle weiteren Ansprüche verzichten. Und dazu sind sie nicht ohne weiteres bereit. Denn das betrifft nicht nur den Wertverlust der Häuser. Falls wider Erwarten später doch noch weitere Bodenbelastungen festgestellt werden – was dann? In der am Dienstag vom Senat gebilligten Antwort auf eine Kleine Anfrage von AfB und Grünen steht erstmals, auch dann sollten Interhomes und die Stadt für die Kosten aufkommen. Interhomes lehnt das aber ab und hatte im Mai nur zugestimmt, einen Sanierungsaufwand „bis zu einem Höchstbetrag von 1,5 Millionen“zu übernehmen. „Auch die Fa. Interhomes hat ihre finanziellen Zusagen von einer Einigung mit den Anwohnern über weitergehende Ansprüche abhängig gemacht“, steht in dem Senatspapier vom Mai 1995. Die Stadt ihrerseits will nur zahlen, wenn die Bewohner darauf verzichten, Ansprüche wegen einer eventuellen „Amtspflichtsverletzung“geltend zu machen.

Die Interessen- und die Gemütslage der Anwohner, auf deren Grundstücken Kinder nicht im Sand spielen dürfen, die keine Gartenbrunnen graben und keine Tomaten züchten dürfen, ist naturgemäß sehr unterschiedlich.

Eine der Sprecherinnen der Anwohner, Frau Wolf, die im Herbst 1995 als erste das ölig stinkende Grundwasser „gefördert“hatte, ist mit dem Thema im Grunde durch: „Ich will hier weg“, sagt sie – aber das Geld, um sich ein vergleichbares Haus auf sympathischerem Grund kaufen zu können, wird sie nicht bekommen.

K.W.

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