■ Voschlag
: Links und rechts abgewatscht: Beckett in der „Baracke“ des DT

Samuel Beckett schrieb 1963 ein Drama namens „Spiel“ – eine Dreiecksgeschichte mit Mann, Ehefrau und Geliebter. Es ist eine Rückschau vom Tode aus: Drei Menschen, die bei Beckett in Urnen untergebracht sind, erinnern sich an das banale Spiel, das sie zu Lebzeiten getrieben haben – an die trivialen und zweckoptimistischen Endlosschleifen: „Ohne dich kann ich nicht leben“ usw.

Beckett hat ab und an wirklich Ernst gemacht mit dem frostigen Schaudern vor dem Nichts. Und diesen Existentialismus-Happen mit seinen drei Untoten auch noch in eine höchst komplizierte Struktur gefügt, das Stück nach musikalischen Schemata komponiert. Was der Regisseurin Cornelia Crombholz weitgehend egal ist, Godot sei Dank.

Strukturalistische Anstrengungen und absurdes Pathos müssen in ihrer Inszenierung, die am Samstag als Gastproduktion in der „Baracke“ Premiere hatte, draußen bleiben. „becketts spiel-singspiel“ entdeckt im eisigen Theatergrau den Komödienstadl. An der Wand ein Hirschgeweih und ein überdimensioniertes Eheglück-Foto, aus Becketts Urnen sind Geranientöpfe auf der Fensterbank geworden. Tür auf, Tür zu. Augenbrauen hoch, Augenbrauen runter: Die drei Protagonisten sausen und stolpern mit schrägen Grimassen über die Bühne. Judith Huber ist als Geliebte arg schrill, aber hübsch biestig, Silke Heise als Ehefrau eine klasse Racheengel-Parodie mit Blümchenkleid und – schnipp, schnapp – Heckenschere. Eingeklemmt zwischen den beiden Grazien, strampelt Ehemann Georg Peetz sich durch seine desaströse Dreierbeziehung. Und wird, wie beim Kasperletheater, abwechselnd von links und rechts abgewatscht. Grins, zack, hmmpff, arghh: zwischen Beckett-Textzeilen der Comic.

Am Rande der Bühne steht ein Klavier, und Thomas Kürstner fistelt und piepst komische Texte in ein Mikrophon. Ein bißchen zu komisch, zu sehr nach Art des Kabaretts – zu bemüht für dieses Spaß-Dramolett. Doch das ist jetzt schon Kritikerkrampf. Denn das „spiel-singspiel“ ist ein schönes Stück Theater geworden. Das Beckettsche Lachen, bekanntermaßen dazu vorgesehen, in der Kehle steckenzubleiben, darf hier mal raus. Kolja Mensing

„becketts spiel-singspiel“. Baracke des DT, 1.-3. August, 21 Uhr