Wenn die Ärzte nicht mehr weiter wissen, hilft der Elektrotechniker

■ Frank Trenkner ist die „Umweltambulanz“Bremens und hat sich auf PatientInnen spezialisiert, die unter der Umweltkrankheit leiden

Wer bei Frank Trenkner auf der Matte steht, hat häufig schon zehn oder 20 Ärzte „verschlissen“, wie er sich ausdrückt. Wegen undefinierbaren Allergien, Atemwegserkrankungen, Herzrasen oder Taubheitsgefühlen in den Gliedern. Was seine Patienten eint, ist, daß ihre Beschwerden wie weggeblasen sind, wenn sie für einen längeren Zeitraum ihre Wohnung verlassen. Sie leiden unter sogenannten „Umweltkrankheiten“, deren Ursache in ihren eigenen vier Wänden zu suchen ist: Holzschutzmittel, Formaldehyd, Schimmelpilze sind nur die bekanntesten und außerdem die häufigsten Krankheitsverursacher.

Frank Trenkner ist nicht Arzt, sondern Diplomingenieur für Elektrotechnik. Im Selbststudium hat er sich in den vergangenen Jahren in Umweltkrankheiten geschult. Vor zwei Jahren gründete er das „Umweltbüro Bremen“, das zunächst unter dem Titel „Umweltambulanz“firmierte.

Wenn Frank Trenkner gerufen wird, nimmt er bei seinen PatientInnen die Wohn- und Arbeitsbedingungen unter die Lupe. Mit Apparaten und Meßgeräten, notfalls aber auch mit schwedischem Schimmelspürhund untersucht Trenkner Wände, Teppiche, Schränke, Einbauküchen. Eine anschließende Laboruntersuchung gibt Aufschluß darüber, welche Stoffe möglicherweise die Krankheit verursachen. Am Ende drückt er seinen Kunden eine Prioritätenliste für eine empfohlene Sanierung in die Hand.

„Die Leute wissen oft gar nicht, was sie in ihren Wohnungen verbaut haben“, sagt Trenkner. Und zu den Stickoxiden aus den Heizungen, den Weichmachern in Kunststoffen, dem Blei aus dem Trinkwasser gesellen sich die „selbstgemachten“biologischen Krankmacher: Pilze und Bakterien führen immer häufiger zu Erkältungen oder Atemwegsbeschwerden.

Dabei ließen sich zumindest letztere häufig vermeiden: „Die meisten Leute lüften falsch“, sagt Trenkner. „Anstatt jede Stunde einmal die Fenster aufzureißen, lüften sie viel zu selten oder lassen den ganzen Tag die Fenster auf, drehen die Heizung runter und kühlen die Wohnung aus“. So entsteht Feuchtigkeit und mit ihr unsichtbare Schimmelpilze in Wand und Boden. Die wiederum führen oft zu Schlafstörungen und verstopften Nebenhöhlen.

Wer das Umweltbüro zu der etwa dreistündigen Untersuchung bittet, muß das oft selber zahlen – immerhin 500 bis 1.000 Mark inklusive Laborkosten. Glück hat, wer in Niedersachasen bei der AOK versichert ist: Die übernimmt achtzig Prozent der Analysekosten. Bei allen anderen Krankenkassen wird im Einzelfall über die Finanzierung einer Umwelt-Untersuchung entschieden – und zwar seit der Seehoferschen Gesundheitsreform oft abschlägig, wie Trenkner weiß.

Dabei wird sein Erfolg sogar wissenschaftlich gestützt: Eine Studie in Zusammenarbeit mit dem Kieler Institut für Toxikologie ergab, daß von den etwa 70 Leuten, die ihre Wohnung saniert hatten, nachdem dort Pyrethroide in Wollteppichen gefunden worden waren, bei 83 Prozent eine gesundheitliche Verbesserung zu verzeichnen war. jago

Das Umweltbüro ist zu erreichen unter Tel. 0421/3966633 oder Fax 0421/3966635