Gewitter sind schön...

■ ...sagt der Bremer Wetterfrosch / seine Vorhersagen kommen aber aus Hamburg

Ein rot-weiß gestreifter Flachbau am Rande der Landebahn am Bremer Flughafen. Drinnen, vor großen Fensterscheiben, fünf Monitore, ein Radio und ein Fernseher. Das ist der Arbeitsplatz von Wolfgang Stolze. Er ist einer der fünfzehn Wetterfrösche in Bremen. Der Mann mit den strahlend blauen Augen beschäftigt sich seit 25 Jahren mit dem Flugwetter. „Eigentlich“, schmunzelt Stolze, „wollte ich Kapitän zur See werden, aber dazu bin ich zu kurzsichtig.“

„Ich habe mich schon immer für das Wetter interessiert, also ging ich zum Wetterdienst“, erzählt Wolfgang Stolze. „Das ist auch die Voraussetzung, um diesen Job durchzuhalten.“Er und seine KollegInnen arbeiten in drei Schichten rund um die Uhr, um die Wetterdaten per Datenleitung in alle Welt zu schicken und um Piloten vor bösen Wetterüberraschungen zu schützen. Pro Schicht beurteilt eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter im Landebahnhaus nach Sicht die Wetterlage. „Am schlimmsten ist es nachts, wenn nichts passiert. Ich freue mich über ein schönes Gewitter oder wenigstens kräftigen Regen. Da ist dann richtig was los.“

Währenddessen beantwortet eine Kollegin im Haus der Flugsicherung Anfragen. Jede halbe Stunde werden die Bremer Wetterverhältnisse per Datenleitung zu einem Großrechner in Hamburg geschickt. Ob Schnürrlregen oder Schäfchenwolke, jedes Wetter hat seinen eigenen Zahlencode.

Der Zentralrechner des Deutschen Wetterdienstes steht in Offenbach und verwaltet die weltweiten Messungen von Satelliten und Wetterradargeräten. Alle sechs Stunden aktualisiert er seine Daten. So entstehen unsere ein Tages- und sieben Tage-Vorhersagen.

Das Computer sich auch mal irren können, liegt, laut Wetterdienst Hamburg, nur an der Atmosphäre. Die kann man nicht vollständig erfassen. Die Zahl der Abweichungen liegt im Durchschnitt für eine Tages-Vorhersage bei zehn, für sieben Tages-Vorhersagen etwa bei 30 Prozent. Eckard Bartelheimer, der Leiter der Flugwetterwarte Bremen, meint, in seinen Dienstjahren schon ein gutes Gefühl für das Wetter bekommen zu haben. „Aber“, so glaubt er, „die Landwirte wissen am besten über das Wetter Bescheid“.

Neben den allgemeinen Wetterfakten beschäftigt sich ein Gutachtenbüro in Sasel mit dem Wetter der Vergangenheit. Zum Beispiel weil eine Versicherung nicht zahlen will, soll er ergründen, welche Windstärke wirklich geherrscht hat, als einem Hausbesitzer seine Dachziegel um die Ohren flogen. „Normale“Wettervorhersagen kosten im übrigen Geld. Der Preis für das tägliche Wetter richtet sich nach dem Bekanntheitsgrad des Veröffentlichers.

In diesem Jahr läßt der Sommer jedenfalls lange auf sich warten. Erst Ende August setzt sich die Sonne langsam gegen die Wolken durch, das sagt jedenfalls der Wetterfrosch in der taz-Redaktion, der gemütlich in seinem Glas auf der Fensterbank sitzt. kk