„Spielplätze sind Spielghettos“

■ Jugendamt und Kinderhilfswerk wollen BremerInnen mit Zuschüssen dazu bewegen, ihre Vorgärten und Baulücken zu Spielplätzen umzubauen

Stadtkindern fehlt der Raum zum Spielen. Freiflächen und Grün sind eine Rarität, mehrspurige Straßen versperren den Weg zum nächsten Spielplatz. Damit das nicht so bleibt, hat das Amt für Jugend, Gesundheit und Soziales gemeinsam mit dem Deutschen Kinderhilfswerk (DKHW) die Aktion „Spielräume schaffen“ins Leben gerufen.

„Spielplätze sind Spielghettos“heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des Jugendamtes und des DKHW. Ziel der Aktion ist es, die Verinselung der städtischen Spielflächen aufzubrechen und zusätzlich in den Wohngebieten der Kinder Spielmöglichkeiten und Treffpunkte aufzubauen. Auf Höfen, in Vorgärten oder Baulücken, in öffentlichen Gebäuden oder Mietshäusern sollen alternative „Spielräume“entstehen, in denen Kinder auch ohne Aufsicht ihren Bewegungsdrang ausleben können.

Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre begrenzt und verfügt über einen jährlichen Etat von 200.000 Mark. Die Hälfte kommt aus dem städtischen Fond für Ausgleichszahlungen, 100.000 Mark zahlt der DKHW. „Damit wollen wir privaten Initiativen und Einzelpersonen

ermöglichen, sich ihre eigenen Spielräume zu schaffen“, so Sprecher Olaf Joachim von der Jugendbehörde.

Jedes Vorhaben könne mit bis zu 5.000 Mark bezuschußt werden. Diese relativ niedrige Obergrenze soll eine möglichst breite Streuung der Mittel sichern. Neben der Finanzierung steht die Behörde beratend zur Seite und sorgt für eine genaue Absprache zwischen Initiatoren und ihren Nachbarn.

Bauen muß der Bürger seine Spielräume selber. Dafür gibt es aber auch keine Vorgaben von seiten der Jugendverwaltung. „Das können Fußballtore sein, Rutschen, Grünflächen, es geht alles, womit Kinder spielen können“, so Joachim. Es gehe ja gerade darum, nicht noch mehr der üblichen Spielplätze zu bauen, sondern die unmittelbare Umgebung spielenswert zu machen.

Derzeit steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen. Bislang liegen den Ortsämtern nur 15 Anträge auf Spielräume vor, die Hälfte davon geht auf die Initiative einzelner Schulen zurück. „Das paßt ins Konzept, denn in Bremen sind Schulhöfe in der unterrichtsfreien Zeit als öffentliche Spielflächen deklariert“, so Martina Pfeffer von der Jugendverwaltung.

Die Schule in der Fischerhuder Straße hat den Worten schon Taten folgen lassen. Schüler und Lehrer haben den betonierten Schulhof entsiegelt und statt dessen Gras gesäht. Aufgeschichtete Erdhügel dienen als Blickfang oder Rutsche, und in der neuen Sandkiste ist gut Sandburg bauen. „Bei so einem Projekt reichen 5.000 Mark natürlich nicht, da ist Kreativität gefragt.“Für Pfeffer ist das kein Nachteil, würden doch dadurch auch „Dritte“beteiligt. So hätte der Bürgerparkverein Baumstämme und ein benachbarter Unternehmer eine Fuhre Kies gespendet. Nach den Sommerferien geht „Spielräume schaffen“in die zweite Runde. „Wir werden 20.000 Spielraumjournale als Ideengeber unters Volk bringen“, so Martina Pfeffer. Zusätzlich ist eine Plakataktion geplant. Motto: Wer wachsen soll, braucht Platz. C.S.

Kontakt: Senator für Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales