Bürger-Ini gegen „Faschisten-Treff“

■ Anonyme Unterschriftensammler fordern die Schließung der Neustädter Kneipe „Darthula“/ AnwohnerInnen berichten von rechsradikalen Pöbeleien / Darthula-Wirt dementiert Vorwürfe

Eine anonyme Bürgerinitiative verteilt zur Zeit in der Bremer Neustadt Unterschriftenlisten, in denen zur Schließung der Gaststätte „Darthula“in der Gastfeldstraße aufgerufen wird. Die Kneipe, so steht es in dem Flugblatt, soll ein „Treffpunkt für Faschisten“sein. AnwohnerInnen seien von Gästen des Darthula angepöbelt worden; es sei sogar zu gewalttätigen Angriffen auf jugendliche Plakatkleber gekommen. Die Unterschriftenlisten sollen beim Ortsamt Neustadt eingereicht werden, so der Aufruf weiter. Dadurch soll der Beirat zu der Schließung gezwungen werden.

Ortsamtsleiter Klaus-Peter Fischer sagt dazu: „Die anonymen Unterschriftenlisten erwecken den Anschein, ordentliche Bürgeranträge zu sein. Das sind sie natürlich nicht. Ich werde über einen Mittelsmann versuchen, die Urheber der Listen festzustellen. Über Neonazi-Aktivitäten ist uns nichts bekannt.“

Der Besitzer der Gaststätte, Werner Northdurft, ist von der anonymen Initiative überrascht: „Das kann nur ein bestimmtes Ehepaar angezettelt haben. Die kamen mal hier herein und verhielten sich meinen Gästen gegenüber sehr provokativ. Schließlich haben sie sogar eine Haschischzigarette geraucht.“Auf die Vorwürfe aus dem Flugblatt reagiert Nothdurft gelassen: „Ja, hier haben sich Leute aus der rechten Szene getroffen, aber irgendwo müssen die Jungs hin.“

Nach Aussagen des Wirtes hatte er die Gaststätte im April diesen Jahres übernommen. Er wollte das Darthula mit seinem Stiefsohn führen. „Wir waren beide arbeitslos.“Sein Stiefsohn, Robert, sei der rechten Szene zuzurechnen, sagt Nothdurft, in seinem Schlepptau wären dann einige Rechtsradikale in die Kneipe gekommen. „Das hat sich herumgesprochen. Plötzlich tauchten Skinheads auf. Das waren sehr unangenehme Gestalten, die mich selbst vor der Kneipe mit Flaschen beworfen haben.“Sein Stiefsohn Robert hätte daraufhin angeregt, einen festen „Glatzentreff“im Darthula einzurichten. „Das habe ich aber abgelehnt“, so Nothdurft.

Über alles weitere gibt es widersprüchliche Aussagen. Während Nothdurft behauptet, es wären nur mal „rechte Lieder“gesungen worden, beschweren sich AnwohnerInnen über massive Pöbeleien. Mehrere KundInnen des afrikanischen Restaurants „Mama Africa“beteuern, von Gästen des „Faschisten-Treffs“Darthula beschimpft worden zu sein. „Die haben gerufen: Wir wollen hier keine Nigger, haut ab.“TeilnehmerInnen einer Frauen-Demonstration berichten, sie seien ebenfalls angepöbelt worden. Ein Gast, der anonym bleiben will, sagte gegenüber der taz, er habe erst vor kurzem wegen des Absingens von Naziliedern die Kneipe angewiedert verlassen: „Hier lagen Schlagstöcke rum.“

Ein Sprecher der Bremer Polizei bestätigt zudem das Auftauchen neofaschistischer Gruppen in der Neustadt: „Wir kontrollieren durch häufigere Streifen. Anzeigen gegen das Darthula oder irgendwelche Gäste der Gaststätte liegen zur Zeit aber nicht vor.“

Thorsten, Aushilfswirt im Darthula, sagt dazu klipp und klar: „Der Robert und seine rechten Freunde sind nicht mehr im Darthula. Wir haben jetzt ein gutbürgerliches Publikum aus der Nachbarschaft.“Gäste des Darthula berichten allerdings noch aus der jüngsten Vergangenheit von jungen Leuten, die eindeutig deutschnational gesinnt waren: „Es kamen rechtsradikale Sprüche. Und Leute, deren Lieblingsmusik von den Zillertaler Türkenjägern gespielt wird, muß man als rechts bezeichnen.“

Darthula-Wirt Nothdurft nimmt's gelassen: „Ich habe meine Kneipe im Griff. Niemand wird belästigt. Ich finde es faschistisch, wenn die Jungs anonym belästigt werden. Man sollte lieber mit ihnen reden.“Schließlich brauche man sich über die Einstellung der Jugendlichen nicht zu wundern. Äußerungen des Bremer CDU-Chefs Bernd Neumann beispielsweise zur Wehrmachtausstellung animieren die Jugendlichen geradezu zu ihrer rechten Gesinnung, sagt Nothdurft. Das gleiche gelte für anonyme Bürger-Initiativen, die zu feige seien, sich mit den Jugendlichen auseinanderzusetzen. schuh/Jeti