Röhrendeal mit Teheran

■ An der Pipeline von Turkmenistan in die Türkei verdienen auch die USA

Berlin (taz) – Zum Amtsantritt des neuen iranischen Präsidenten Mohammad Chatami am 3. August macht US-Präsident Bill Clinton diesem ein Geschenk: 1.268 Kilometer Stahlröhre. So lang ist das iranische Teilstück einer Erdgas-Pipeline von Turkmenistan in die Türkei. Bauen wollen das Projekt die italienische Firma Snamprogretti, die französische Gaz de France und die niederländische Shell. Und sie werden dafür nicht mit US-Sanktionen belegt – dank Clinton.

1996 beschloß die US-Regierung ein Gesetz, das ausländischen Unternehmen, die mehr als 40 Millionen US-Dollar in den iranischen oder libyschen Energiesektor investieren, mit Strafen droht. In Sachen Iran scheint man in Washington nach der Wahl von Chatami umzudenken. Das Sanktionsgesetz enthalte „keine Werkzeuge“, um etwas gegen den Pipelinebau zu tun, zitierte die Washington Post einen Vertreter der US-Regierung. Doch Beobachter sehen darin, daß Clinton nicht einmal gegen das Projekt protestiert hat, eine Geste Richtung Teheran.

Die insgesamt 3.200 Kilometer lange Pipeline soll rund 1,6 Milliarden Dollar kosten. Türkische Zeitungen berichten, die Röhren sollen jährlich drei Milliarden Kubikmeter turkmenisches und die gleiche Menge iranisches Erdgas in die Türkei transportieren. Für den Transport von turkmenischem Gas über iranisches Territorium darf Teheran Gebühren kassieren. Auch die USA profitieren von dem Projekt. An der Ausbeutung der turkmenischen Erdgasreserven ist die US-Firma Mobil Oil beteiligt. Thomas Dreger