I Hired a Contract Killer

Die Zusammengestauchten in Kaurismäkis Filmen können noch so einsam sein. Einen Begleiter werden sie nie los: das Mißgeschick. Und das kommt nicht von ungefähr, bevölkern doch seine Figuren ein Univer-sum der Notwendigkeiten. Meistens in Finnland, doch auch das London der kafkaesken Behörden-Gänge und unterirdischen Bürosilos, in das Aki Kaurismäki mit I Hired a Contract Killer zum ersten Mal aus seiner heimatlichen Tristessen-Kulisse auszieht, unterscheidet sich nicht vom Helsinki der Müllmänner und Fließbandarbeiterinnen. Es ist nur eine neue Kolonie im gemütstrüben Kaurismäki-Land.

Ein Blaustich überzieht das London der Büroblassen und Antragsstellerwie einen Schimmelpilz. Der Angestellte Henri (Jean-Pierre Léaud) wird vor die Tür gesetzt. Lebensmüde versucht er sich erst mit dem Strick, dann mit der Backröhre das freudlose Leben zu nehmen. Doch als ihm die Gaswerke mit ihrem Streik das Sterben schwer machen, beschließt der Erfolglose, einen Fachmann an die Sache zu lassen. Und weil Henri ein höflicher Mensch ist, plaziert er sich im Sessel vor der Tür, um dem Killer die Arbeit nicht unnötig zu erschweren. Doch der kettenrauchende, krebskranke Profi läßt auf sich warten. Henri geht in die Kneipe gegenüber, trinkt und raucht zum ersten Mal, und auf einmal kommt Farbe in das Leben des asketischen Delinquenten. Und eine Frau dazu. Es ist Liebe auf den ersten Blick, wie immer bei Kaurismäki. Und wie immer ereignet sie sich in aller Endgültigkeit am Tresen. Daß der todkranke Mörder von der Stornierung seines Auftrages nichts wissen will, setzt eine melancholische Slapstick-Serie in Gang, in der die gesamte Tradition des Gangster-Genres einer wunderbar morbiden Groteske übereignet wird. B. Glombitza

heute, Rathausmarkt- Open air, 22 Uhr