Wenn die Seele auf Raumsuche geht

■ In der Ausstellung „Innenansichten“in der Bücherhalle Eidelstedt erzählen die Werke der Gefangenen aus dem Knast Santa Fu von Paragraphenamok und Gehirnmonster

„Mein Geist geht, ich muß bleiben“, ist der Titel eines Gruppenbildes von Häftlingen aus Santa Fu, in dem die Problematik der nicht immer so freien Gedanken hinter Gittern thematisiert wird. In Gedanken und auf dem Bild sind die Gitterstäbe längst auseinandergebogen. Geist und Körper auf der Suche nach Raum.

In der Bücherhalle Eidelstedt findet zur Zeit eine Ausstellung mit Werken aus dem Männerknast Santa Fu statt. Innenansichen, so der Titel, gibt Einblicke in Seelenzustände. Da gibt es ein Paragraphenmonster, ein Männchen, das unter der Last der Gesetzeskringel zusammenzubrechen droht. „Knast fressen Hirn auf“heißt ein anderes Bild. Ein tumorartiges Geschwülst ißt die Denkmasse von innen auf. Die Collage mit dem Titel „Der Psychosoph“zeigt einen offenen Kopf, in dessen Gehirnwulst ein kleiner Mann nach Belieben herumschnippelt. Die Operation findet auf sterilen Badezimmerkacheln statt.

Außerdem wird in der Ausstellung über das Knastleben informiert und über die Schwierigkeit, sich nach der Entlassung in der wiedererlangten Freiheit einzurichten. 82 Prozent der Gefangenen werden nach der Entlassung rückfällig. Die hohe Quote erklärt sich hauptsächlich aus der Schwierigkeit, das Leben draußen vorzubereiten. Viele haben bei ihrer Entlassung weder Wohnung noch Arbeit. „Da kann man sich leicht ausrechnen wie lange das dauert, bis die wieder da sind“, sagt Gefangenensprecher Jens Stuhlmann, der auch Redakteur der Gefangenenzeitung blickpunkt ist. „Entlassungsvorbereitung gibt es überhaupt nicht“, so Stuhlbein, „obwohl diese gesetzlich vorgeschrieben ist“.

Kultur im Knast ist ganz knapp. Viele Staatsdiener sind immer noch der Meinung, Kunst hinter Gittern sei überflüssig. Die Knastis sollen brummen und nicht feiern, ist die Devise. „Obwohl für neue Sicherheitsvorkehrungen immer Geld da ist, wird die Kultur aus dem Programm gestrichen“, bemängelt Stuhlmann. Der blickpunkt-Redakteur macht sich jeden Monat wieder auf die Suche nach Gönnern für das Knastblatt. Katja Fiedler

noch bis zum 28. August in der Bücherhalle Eidelstedt, Alte Elbgaustraße 8b