Schwerer Abschied vom Privileg

■ Das Deutsche Olympische Institut residiert auf einem Grundstück, das die Finanzsenatorin verkaufen will. Doch der Streit um die Sanierungskosten des Olympiastadions blockiert den Umzug

Millionen könnten schon in die leere Landeskasse geflossen sein, doch die Senatssportverwaltung kommt nicht voran. Seit über einem Jahr soll sie den Umzug des Deutschen Olympischen Instituts (DOI) am Kleinen Wannsee 6 in die Wege leiten. Die Forschungseinrichtung des Nationalen Olympischen Komitees (NOK) residiert auf einem landeseigenen Wassergrundstück, dessen Verkehrswert auf sechs Millionen Mark geschätzt wird.

Finanzsenatorin Fugmann- Heesing (SPD) würde die Villa in bester Lage gerne verkaufen. So will es auch ein Beschluß des Abgeordnetenhauses vom März 1996. Doch seitdem gehen nur Zwischenberichte ein. Darin heißt es mit Hinweis auf die Bedeutung des NOK, die Verhandlungen seien „mit Behutsamkeit und Umsicht“ zu führen. „Die Sportverwaltung führt die Verhandlungen mit solcher Behutsamkeit, daß man nichts davon merkt“, spottet die grüne Finanzexpertin Michaele Schreyer.

Das DOI hat einen unbefristeten Mietvertrag. „Verhandlungen“ habe es bislang nicht gegeben, erklärte gestern NOK-Präsident Walther Tröger, allenfalls „unverbindliche Gespräche“, die der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) und Sportsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) Ende letzten Jahres mit ihm geführt hätten. Doch für das NOK seien die Umzugspläne „kein Thema“, ehe nicht die Sportverwaltung ein „adäquates Ersatzgrundstück“ vorschlage.

Als möglicher neuer Standort kämen Räumlichkeiten am Olympiastadion in Frage, die früher von den britischen Streitkräften genutzt wurden. Hierhin soll auch der Landessportbund und die Führungs- und Verwaltungsakademie (FVA) ziehen. Beide nutzen derzeit ein landeseigenes Grundstück in Schöneberg, das dann ebenfalls verkauft werden könnte. Der Wert wird auf zehn Millionen Mark geschätzt. Der Landessportbund, dessen Mietvertrag Ende des Jahres ausläuft, wäre mit dem Umzug einverstanden. „Der Senat kann uns aber noch keine Konditionen nennen, zu denen wir die Räume am Olympiastadium mieten können,“ sagte der Sprecher des Landessportbundes, Dietmar Bothe.

Wie die Sprecherin der Senatssportverwaltung, Rita Hermanns, erklärte, sind die Umzugsverhandlungen blockiert, weil Bund und Senat sich nicht einigen können, wer die 660 Millionen Mark teure Sanierung des Olympiastadions bezahlt. Das Land drohe damit, das Stadion zurückzugeben, wenn der Bund nicht die Baukosten trage. Solange könne das Land keine Mietverträge abschließen.

NOK-Chef Tröger sieht den Senat jedoch in der moralischen Verpflichtung: Das DOI wurde noch vor dem Mauerfall mit dem attraktiven Grundstück in die Stadt gelockt. Damals bemühte sich die rot-grüne Regierung darum, überregionale Einrichtungen nach Berlin zu holen. NOK-Chef Daume zog damals in die Einlegerwohnung der Villa ein. Doch die Zeiten solch großzügiger Geschenke sind vorbei. Dorothee Winden