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■ Im Allgäu unterwegs: Der geheimnisvolle SerienbaumkillerErgebnislose Kettensägeninspektion

Kempten (taz) – Der oder die Täter arbeiten nachts und in aller Stille. Und sie arbeiten äußerst effektiv. Kaum haben die Allgäuer Straßenbauämter an den Wegen neue Bäume gepflanzt, sind sie auch schon wieder abgeholzt. Zehn Birken bei Rettenberg in der Nähe des Allgäuer Hausbergs Grünten mußten jüngst dran glauben, zwei alte Ahornbäume bei Oberstaufen, einundzwanzig Bäume bei Maierhöfen.

„Kaum haben wir nachgepflanzt, wird irgendein Giftzeug ausgebracht, und auch die Neupflanzungen gehen wieder ein“, klagt der Jurist des Straßenbauamtes Kempten, Stefan Mohr. 410.000 Mark hat seine Behörde vergangenes Jahr für Neupflanzungen von Bäumen und Büschen ausgegeben. 30.000 Sträucher und 1.000 Bäume wurden gesetzt.

Der Baumkiller treibt schon seit 1990 in wechselnder Intensität sein Unwesen. Ganze Alleezüge fallen – und noch immer hat die Polizei keine heiße Spur. „Die haben schon die Kettensägen der Anlieger inspiziert“, sagt der Straßenbauamt-Jurist. Und obwohl die Polizei auf der Hut ist, ist das Ergebnis bislang gleich null. Doch die Äußerungen von Stefan Mohr machen deutlich, wo er die Täter vermutet. „Es ist zwar durchaus denkbar, daß es sich um puren Vandalismus handelt“, meint der Behördenvertreter. Wahrscheinlicher aber sei es, daß Anlieger zur Säge und zum Giftcocktail greifen. Denn immer wieder müßte das Straßenbauamt sich Klagen von Anwohnern und Landwirten anhören, die Bäume würden durch Laubfall im Herbst viel zuviel Arbeit machen. Außerdem würden sie die Sicht behindern. Auch ein autofahrender Baumfeind käme als Täter in Frage.

Mohr gibt zu bedenken, daß durch einige Baumattentate die Verkehrssicherheit erheblich gefährdet wurde. So hätten die unbekannten Zerstörer erst kürzlich einige Bäume angesägt. „Bei einem Sturm könnte das verheerende Folgen haben“, mahnt der Straßenbauamt-Vertreter, von der unnötigen Verschwendung von Steuergeldern ganz zu schweigen. Auf die Bepflanzungen will die Behörde trotzdem nicht verzichten: aus ökologischen Gründen, wie es heißt. Klaus Wittmann

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