Schoko für die Wähler

■ Die CDU eröffnet mit einer neuen Taktik ihre „heiße Phase des Wahlkampfes“

Mit der Freundlichkeit ist es vorbei. Ein halbes Jahr lang hat Hamburgs CDU mit „Ich bin für Ole“-Plakaten und Kameltaufen Sympathie geheischt. Stadtbekannt sollte Spitzenkandidat von Beust werden. Damit ist nun Schluß. In der „heißen Phase des Wahlkampfes“soll es statt um Oles Profil um das der Partei gehen.

Ab morgen erfährt die Stadt also nicht nur, daß die Menschen für Ole sind, sondern auch, warum. Weil der CDU-Mann sich nämlich beispielsweise um „Themen vor der Haustür“kümmert. Jedem Stadtteil eine Polizeistation, jeder U-Bahn ein Sicherheitsteam und jedem Graffiti Schwamm und Seife. Arbeit statt Sozialhilfe für Jugendliche, fordert von Beust, und weg mit Pollern und Parkverboten. Alles nachzulesen auf Kärtchen mit Ole-Konterfeis, die man versehentlich schon mal in den Schlitz eines Kartentelefons schieben könnte. Was dumm wäre, denn auf den Karten steht die Nummer, unter der die CDU über ihr Programm informiert – die Ole-Hotline, sozusagen.

Sie dient jenen, die nie auf Wochenmärkte oder in Einkaufspassagen gehen. Denn dort trifft man von Beust zwangsläufig persönlich. Auf etwa dreißig Märkten war er schon, tausendmal soviele Plakate haben seine ParteigenossInnen verklebt. „Jetzt gehen wir verstärkt in die Einkaufszentren“, drohte Wahlkampfkoordinator Wulf Brocke gestern.

Seinen Besuch aus Bonn wird von Beust dort wohl nicht vorführen. Sieben BundespolitikerInnen kommen nach Hamburg, beispielsweise Claudia Nolte, Wolfgang Schäuble und am 5. September Helmut Kohl. Von Beust seinerseits hat nach der gescheiterten Steuerreform „den Bonner Schiet bis oben“. Er bleibt in Hamburg und gibt den WählerInnen Zucker. „Einen schönen Tag“wünscht von Beust auf Karten, an denen ein Bonbon oder Schokolade klebt. Vor Kinos wünscht das Bonbon „einen spannenden Film“. Mit Süßem fängt man scheinbar Stimmen. Einen klebrigen Wahlkampf wünscht

Judith Weber