■ „Jungle World“
: Bungle in the Jungle

Zuerst haben wir gedacht, da ist was schiefgelaufen. Die Kolumnen tanzen vor den Augen, sie ziehen Bögen. Flattersatz nach links, das hat noch keiner gewagt. Die Zwischenüberschriften hängen luftig schief im Satz, den überall viel Raum umspült. Die wagen was, diese Noch-Linkeren-als-wir.

Es ist vielleicht das beste, sich der neuen Welt der neuen Wochenzeitung Jungle World respektvoll von außen zu nähern. Ihre Satzschriften haben Eleganz, doch ach, es sind so viele. Alles gerät durcheinander. Die Überschriftentype verstrahlt bemühte Teilhabe an Modernität, genauso verhält es sich mit dem Inhalt: „Linke Links gelinkt“. In den tanzenden Kolumnen lahmt's. Das vierseitige Dossier „gegen den nationalen Konsens der Vorverurteilung Safwan Eids“, das sich des originellen Layouts bedient, liest sich fünf Wochen nach dessen Freispruch recht abgestanden. Das ist, wie wenn der Spiegel am Montag ein wichtiges Wahlergebnis verpaßt hat und in der Woche drauf zum Trotz noch mal auf den Titel nimmt.

Wie kann man auch in dieser Zeit eine Wochenzeitung gründen? Wir meinen gar nicht, da schon die Zeit sinkt, die Woche sich quält und der linke Freitag am Rand des Existenzminimums vegetiert. Und schon gar nicht in der löchrigen Sommerzeit, wo auch die sehr Linken ihre Gedanken auf die Warteschleife legen. Selbst die Bundesliga gerät Jungle World lau.

Komischerweise beschäftigt sich die neue Zeitung am liebsten mit anderen Zeitungen. Speziell über das hier vorliegende Blatt drängt es die Redakteure ihren Lesern immer wieder zu sagen, daß sie es nicht so mögen, und auch aus dem Spiegel teilen sie soviel mit, daß oft der Platz für ein eigenes Argument fehlt. Und wenn, dann klingt es oft so: „...es tut mir leid, diese Wahrheit permanent zu wiederholen...“; „wer das nicht glaubt, soll sich die Dokumente von KAS, HB, Jarrai oder LAB vornehmen.“ Jawoll, Herr Lehrer.

Aber wir wollen wiederum auch nicht zuviel meckern, wir haben auch ein paar schöne und wahre Sätze über Fotografen und Models und über Wolfgang Joop gefunden. Und so muß es doch im Dschungel sein: Wirr, wuchernd, und die Früchte sind rar, aber da. lm