Der Osten verschmäht Westsäcke

■ Wie eine bayerische Hilfsaktion im Oderbruch schwer versandete

Berlin (taz) – Daniela Schröter versteht die Ossis nicht. Flüchten vor den Fluten und wollen sich nicht selbst helfen, so „wie die Kölner“ zum Beispiel. Die „kaufen begeistert“, was Frau Schröters Firma anbietet. Sandsäcke, im Doppelpack. Zwei schwarze Plastikhüllen, in der Mitte miteinander verbunden, vier Tragelaschen an den Seiten, gefüllt zwölf Kilo schwer. Versetzt aufeinandergestapelt, sollen sie so dicht halten wie ein Deich, schwört Frau Schröter. Aber was machen die Bedrängten im Osten? „Sie sitzen vor ihren überschwemmten Häusern und warten darauf, daß ein Politiker sagt: Wir machen dein Häuschen wieder heile.“ Undankbarer Osten. Vor zwei Wochen kam ein Schröterscher Lastwagen mit Sandsäcken beladen aus Bayern an die Oder und fuhr „von Katastrophengebiet zu Katastrophengebiet“. Die Leute ließen sich vorführen, wie schnell die Beutel gefüllt werden können, nickten anerkennend, doch kaufen wollte niemand. Auch der Sonderpreis von zwei Mark pro Tüte lockte nicht. Selbst verschenken ließen sie sich nicht. Aber Daniela Schröter ist tapfer. Nächste Woche geht's wieder gen Osten. „Ich kann nicht lockerlassen.“ Ob die Ossis Frau Schröter dann verstehen werden? roga