Strom zum Pumpen

■ Die HEW fördern Erdwärme – und nebenbei auch den Stromverkauf

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke fördern Hausbesitzer bei der Nutzung von Erdwärme. Als erstes werden zwölf Einfamilienhäuser in Osdorf mit Heizenergie aus einhundert Metern Tiefe versorgt. Als „umweltverträgliche“Energiequelle lobten gestern die HEW diese Form der Erdwärme. Alternative Energieexperten betrachten das System mit Skepsis, da es viel Strom verbraucht.

Etwa null Grad herrschen in 100 Meter Tiefe. Klingt nicht gerade mollig. Aber: Auch null Grad sind noch heiß – gemessen am absoluten Nullpunkt von -273 Grad. Wärmepumpen können diese Energie auf mehr als 50 Grad verdichten. Dazu aber brauchen sie Strom.

„Wir benötigen nur eine Kilowattstunde Strom, um vier Kilowattstunden Wärme zu erzeugen“, preist HEW-Vorstand Hans-Joachim Reh das Heizsystem. Rainer Schüle vom Freiburger Öko-Institutes, macht eine andere Rechnung auf: Für vier Kilowattstunden (kWh) Wärme ist zwar nur eine kWh Strom nötig – aber für deren Erzeugung müssen wiederum drei kWh Primärenergie (Gas, Kohle, Uran etc.) eingesetzt werden – kein großer Gewinn. Eine Alternative: Die Pumpen ließen sich effizienter mit Gas betreiben. Diese Anlagen aber sind größer, es müßten mehr als zwölf Häuser angeschlossen werden. Und: Es müßte eine Gasleitung gelegt werden.

Letzteres aber möchten die HEW vermeiden. Denn durch immer bessere Wärmedämmung geht der Energiebedarf der Haushalte zurück; neue Leitungen – ob Gas oder auch Fernwärme – sind teuer und lohnen sich bei geringem Verbrauch kaum noch. „Wir werden künftig weniger Energie verkaufen“, erwartet HEW-Vorstand Reh. „Deshalb suchen wir neue Geschäftsfelder.“Zum Beispiel die Erdwärme-Anlagen. Das Hauptgeschäft des Konzerns – der Stromverkauf – würde davon profitieren.

Achim Fischer