■ Berliner Telegramm
: Stadtrundgang zur Situation von Rabbinerinnen

Anläßlich des 95. Geburtstages der weltweit ersten Rabbinerin Regina Jonas findet morgen um 18 Uhr ein Stadtrundgang in Mitte statt. Dort soll es um jüdische Frauentraditionen in Vergangenheit und Gegenwart gehen. Regina Jonas wurde 1902 in Berlin geboren und unterrichtete ab 1930 Religion an öffentlichen Schulen und an Schulen der Jüdischen Gemeinde. 1935 erteilte ihr der in Offenbach amtierende Rabbiner Max Dienemann die Ordination. Trotzdem war sie erst nur als Religionslehrerin tätig. Im Zuge der zunehmenden Verfolgung der Juden stieg jedoch die Zahl der Gemeinden, die ohne Leitung und Betreuung waren, weil deren Rabbiner ins Ausland vertrieben oder deportiert worden waren. Deshalb reiste Jonas in den folgenden Jahren zu Kleingemeinden im Preußischen Landesverband, um Menschen seelsorgerisch zu begleiten und Gottesdienste abzuhalten. Ab 1942 mußte sie in einer Lichtenberger Kartonagenfabrik Zwangsarbeit leisten. Auch in dieser Zeit übte sie noch rabbinische Funktionen aus. 1944 wurde sie nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Spaziergang, der von Unterwegs-Führungen zur Sozial-, Kultur- und Religionsgeschichte Berliner Juden und Jüdinnen veranstaltet wird, dauert zwei Stunden und kostet 15 Mark. Treffpunkt ist die Marienkirche am Alexanderplatz. taz