Theoretiker, Künstler, Historiker

■ Betr.: Allan Sekula

Es ist nicht das erste Mal, daß Allan Sekulas Fotoarbeiten in Deutschland gezeigt werden. Nach „Loaves and Fishes“ in der Essener Ausstellung „Real Stories“ 1994 wird Sekula im Berliner Künstlerprogramm des DAAD jetzt allerdings in einer ersten Einzelausstellung vorgestellt.

Damit präsentiert der DAAD eine fotografische Position, die im umfänglichen Fotoprogramm der diesjährigen documenta X als Leerstelle auffällt. Denn Sekulas Mehrfachbegabung als Fotograf, Theoretiker und Fotohistoriker verdankt sich einer besonderen Form der Fotografie, die der Kunstkritiker und October-Mitherausgeber Benjamin H.D. Buchloh „zwischen Diskurs und Dokument“ angesiedelt sieht. Reportierende Bilder, Erzählung und Analyse verbanden sich zuletzt zu der Arbeit „Fish Stories“, Sekulas künstlerischer Feldforschung im Bereich der internationalen Handelsschiffahrt und sein aktuellstes Projekt über die „imaginären und materiellen Geographien der fortgeschrittenen kapitalistischen Welt“.

Sekula, der 1951 in Erie, Pennsylvania, geboren wurde, lebt in Los Angeles, wo er der Leiter des Fotografieprogramms am California Institute of the Arts (CalArts) ist. Zuletzt unterrichtete er in Stanford. Eine deutsche Übersetzung seiner Essays, unter anderem „On the Invention of Photographic Meaning“ und „The Traffic in Photographs“, ist in Vorbereitung. bw