Shakespeare und "Star Trek"

■ Read.Me: Als die Enterprise mal auf dem Planeten Medienwissenschaft landete

Dabei sagt's Meister Roddenberry selbst: „Das Fernsehen ist nicht dazu da, die Leute zu unterhalten, sondern Deos zu verkaufen.“ Nur wahrhaben will die schlichte Wahrheit des „Enterprise“-Erfinders niemand – schon gar nicht seine Fangemeinde.

Statt dessen füllen „die Leute“ überteuerte „Star Trek“-Conventions, Chat-Lines und News- Groups und leeren das große Merchandise-Regal. Dort (und im gutsortierten Fachhandel) steht seit jüngstem auch „das erste analytische, deutsche Buch zum Thema Star Trek“, ein Taschenbuch mit dem mäßig attraktiven, aber wissenschaftskompatiblen Titel „Unendliche Weiten... – Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie“. Das Buch geht zurück auf eine gleichnamige Diskussionsveranstaltung im Februar 1996 (damals immerhin noch mit einem „?“ hinter dem Titel), veranstaltet vom Institut für Kommunikations-, Medien- und Musikwissenschaft der Technischen Universität Berlin.

Im verblüffend gut besuchten Hörsaal wußte eine Handvoll (namhafter) Medien-, Kommunikations- und Politikwissenschaftler damals sehr gescheit über Utopietheorie zu fachsimpeln, während sie bei „Star Trek“ dilettierten und sich vom Trekkie-Publikum wieder und wieder belehren lassen mußten. Einigen der geladenen Referenten, gibt Mitherausgeber Arne Klein inzwischen sogar öffentlich zu Protokoll, habe man im Vorfeld Videokassetten zur Ansicht zuschicken müssen, damit sie überhaupt wußten, wovon die Rede sein würde.

Aus der mißglückten Diskussionsveranstaltung ist nun also eine Textsammlung geworden. Diese enthält außer einigen naheliegenden, in kultur- und medientheoretischem Akademikerdeutsch verfaßten Banalitäten („die Borg“, „Data“, „Shakespeare“, „säkularisierte Religiosität“) unter anderem ein endlos langes und langweiliges Drei-Interviewer/drei-Fans-Gespräch, bei dem sich die Interviewcrew immer dann selbst die erwarteten Antworten zuschachert, wenn das Gespräch endgültig in bodenlose Belanglosigkeit abzurutschen droht.

Weiterhin gibt es Aufsätze, denen man ansieht, daß ihnen „Star Trek“ gleichgültig und der Begriff „Star Trek“ nachträglich hineinlektoriert wurde.

Nun mag die Beschäftigung mit der Materie „Star Trek“ im universitären Raum, aus dem heraus das Buch entstand – und in dessen Regale es wohl auch mit Signatur auf dem Rücken wieder zurückkehren wird – eine interessante Abwechslung (gewesen) sein. Interessant sind die „Unendlichen Weiten...“ trotzdem nicht. Im Spannungsfeld „zwischen Unterhaltung und Utopie“ jedenfalls kommt die Unterhaltung etwas zu kurz. Und das nicht nur als Diskussionsgegenstand. Christoph Schultheis

Kai-Uwe Hellmann, Arne Klein: „Unendliche Weiten... – Star Trek zwischen Unterhaltung und Utopie“. Fischer-Verlag, 19,90 DM