Unterm Strich

Day of the dead. Gestorben: William S. Burroughs (siehe Seite 1).

Gestorben, schon am Freitag: Swjatoslaw Richter (siehe Portrait, Seite 9).

Gestorben: Fela Kuti (siehe Ausland, Seite 7).

Gestorben: James Krüss, der Mann, der als Kinder- und Jugendbuchautor „Die glücklichen Inseln hinter dem Winde“ bedichtete, Autor auch von „Timm Thaler und das verkaufte Lachen“, vor allem aber „James' Tierleben“, das Erinnerungen an frühe Kindersendungen weckt, die früher noch „Kinderstunde“ hießen und über charmant bescheidene Animationsmöglichkeiten verfügten, die's aber auch taten. Krüss starb 71jährig auf Gran Canaria, wo er seit 1966 lebte. Zu seinen Liebhabereien zählten Sonntagsmalerei, Linguistik und Archäologie.

Gestorben: Chuck Wayne, einer der berühmtesten Jazzgitarristen der USA. Nach einem Bericht der New York Times vom Freitag erlag er am Vortag in seinem Haus in Jackson (New Jersey) einem Lungenemphysem. Nach dem Krieg hatte er in New York in der Gruppe des Dixieland-Klarinettisten Joe Marsala gespielt und gemeinsam mit dem Pianisten George Wallington, mit dem er eng befreundet war, den Bebop „entdeckt“. Er ist auf vielen der frühesten Aufnahmen mit dem schnellen und zerrissenen Sound zu hören, so auf „Groonin' High“ und „Blue 'n' Boogie“ mit Dizzy Gillespie. Wayne wurde 74. In den letzten Jahren litt er an der Parkinsonschen Krankheit.

Koexistent mit dem Tod gibt es nach wie vor Dinge wie etwa die Rechtschreibreform. Auf „keinen Fall unterschiedliche Rechtschreibregelungen“ werden die Kultusminister in den einzelnen Bundesländern genehmigen. „Wir sind uns einig, daß das nicht sein darf“, sagte der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Niedersachsens Kultusminister Rolf Wernstedt (SPD), am Samstag in einem dpa-Gespräch. Es wäre zudem eine „blamable Geschichte“, wenn Deutschland den anderen deutschsprachigen Staaten wie Österreich und der Schweiz mitteilen müßte, daß es nicht in der Lage sei, die 1996 vereinbarte Reform umzusetzen. Die Kultusministerkonferenz will laut Wernstedt innerhalb weniger Wochen juristische Klarheit bekommen. Nach seiner Überzeugung werde dies auch gelingen. Die Kultusminister der Länder stünden ja auch in engem Kontakt. Wernstedt kündigte an, daß alle Landesregierungen ein Gesetz zur Einführung der Rechtschreibreform ihren Landtagen zur Verabschiedung vorlegen werden, falls auch nur ein Land dazu gerichtlich gezwungen werden sollte. Der Staatsrechtler Prof. Rupert Scholz nun wiederum hat die Kultusminister der Bundesländer aufgefordert, die bereits ergangenen Erlasse zur Rechtschreibreform auszusetzen. In einem am Samstag ausgestrahlten Interview des Radios Hundert,6 sagte der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete, das Regelwerk müsse noch einmal sorgfältig und von Grund auf geprüft werden. „Das setzt allerdings voraus, daß die Kultusminister jetzt in den Ländern nicht mit dem Kopf durch die Wand marschieren und mit Brachialgewalt ihre Verwaltungserlasse durchsetzen.“ Fragen von nationalem Interesse, so Scholz, dürften nur mit Bundeskompetenz geklärt werden. Unterdessen warnte erneut ein Schulbuch-Verlag vor verheerenden wirtschaftlichen Konsequenzen für die Branche. Einen Stopp der Rechtschreibreform würde der Schroedel-Schulbuchverlag in Hannover nicht überleben, sagte Geschäftsführer Thomas Baumann. 20 Millionen Mark habe der Verlag in die Umstellung aller Bücher auf die neue Schreibweise investiert. „Wir besitzen kein einziges Buch und auch keine Vorlage mehr in alter Rechtschreibung.“ Die Branche werde nach einem Kippen oder neuen Verzögerungen nicht mehr die sein, die sie vorher war. Sollte die Reform kippen, drohe Experten zufolge ein Verlust von 350 Millionen Mark.

Michael Jackson hilft aber auch wirklich und in echt: Opfern der Hochwasserkatastrophe in Brandenburg will er den Erlös aus dem Verkauf von Konzertkarten für die sogenannten Mischpultplätze in Berlin und Leipzig (am kommenden Sonntag) spenden, wie die Agentur Mama Concerts & Rau mitteilte. „Michael möchte auf diesem direkten Wege besonders den Kindern der betroffenen Regionen helfen, durch die er seit Mai dieses Jahres tourt.“ Wiederaufgebaut werden soll unter anderem der zerstörte Kindergarten in Ratzdorf. Karten für die Plätze in bester Lage direkt vor dem Mischpultturm kosten umgerechnet rund 925 Mark.

Und da geht's schon wieder los: George Harrison, ihr wißt schon, Beatles und so, hat sich am Freitag in einem Krankenhaus in Windsor bei London, in das er sich unter dem Decknamen „Sid Smith“ einliefern ließ, vergrößerte Lymphknoten aus der Kehle entfernen lassen. Solches berichtete die Sun am Samstag in einem Exklusivbeitrag. Der Eingriff zur Überprüfung eines Krebsverdachts bei dem 54 Jahre alten Musiker sei unter Vollnarkose vorgenommen worden. Das mit einer sogenannten Laryngoskopie aus der Kehle herausgeholte Gewebe werde jetzt von Krebsexperten untersucht.