Druck auf Bosnien

■ Keine Einigung über gemeinsame Botschafter und Pässe erzielt

Sarajevo (AFP/dpa/AP) – Trotz eines internationalen Ultimatums hat sich die Führung der muslimisch-kroatischen Föderation und der Serbischen Republik in Bosnien bis Freitag um Mitternacht nicht auf gemeinsame Botschafter, Pässe und Staatsbürgerschaft geeinigt. Die ehemaligen bosnischen Kriegsparteien müßten deshalb mit Sanktionen rechnen, sagte der internationale Wiederaufbaubeauftragte Carlos Westendorp am Samstag. Er werde vorschlagen, daß die internationale Gemeinschaft nicht mehr mit Bosniens Botschaftern verhandelt.

Dennoch räumte er den drei Volksgruppen eine Frist bis Montag ein, sich auf gemeinsame Staatsbürgerschaft und Reisedokumente zu einigen. Sollte es nicht dazu kommen, kündigte Westendorp weitere Sanktionen an.

Die drei Präsidenten Bosnien- Herzegowinas gelang es trotz einer sechsstündigen Sitzung nicht, sich über gemeinsame Botschafter zu verständigen, sagte ein Sprecher Westendorps. Eine Einigung über die Staatsbürgerschaft und Pässe sowie die Öffnung von drei Flughäfen sei gar nicht erst versucht worden, da die Vertreter der bosnischen Serben nicht zur Sitzung erschienen waren. Der muslimische Ko-Ministerpräsident Haris Silajdzić forderte daraufhin, nicht alle Parteien gleich zu bestrafen.

Die muslimische Seite wirft den Serben vor, die bereits vereinbarten Grundsätze über die Staatsbürgerschaft wegen der von ihnen gewünschten Einbürgerung der Krajina-Serben in Frage zu stellen. Die Muslime vertreten die Ansicht, die Serben aus der kroatischen Krajina sollten dorthin zurückkehren, von wo sie 1995 vor der kroatischen Armee geflohen waren.